Das Suchen von Muschelschalen gehört einfach zu einem perfekten Strandurlaub. Ein Glück, dass es die kleinen Kunstwerke fast auf der ganzen Welt gibt – von der Nordsee bis zum Pazifik. Welche Muscheln besonders gut schmecken und welche die schönste Deko sind, verraten wir euch hier.
Zu Beginn allerdings eines: Muscheln sind mehr als „nur“ hübsche Urlaubssouvenirs: Für Möwen und andere Seevögel sind Muscheln richtige Leckerbissen und wir Menschen schätzen das Fleisch schon seit Jahrhunderten als gesunde, leckere Delikatesse. Auch die Muschelschale findet vielfach Verwendung. Besonders wertvoll ist die Perlmuttschicht auf der Innenseite, aus der schon seit der Steinzeit Schmuck gefertigt wird und die auch für Möbelstücke, Musikinstrumente und sogar Hemdknöpfe verwendet wurde bzw. wird.
Nicht zu vergessen natürlich die berühmte Perle, die im Inneren mancher Muscheln heranwächst. Diese entwickelt sich als Abwehrreaktion auf Fremdkörper – beispielsweise Sandkörner oder Parasiten -, die in die Muschel eindringen. In einigen Ländern wurden Muscheln sogar, bevor die Münzen erfunden wurden, auch als Zahlungsmittel verwendet. Auf einigen Südseeinseln sogar noch bis ins 20. Jahrhundert hinein.
Hinweis: Wenn ihr im Ausland irgendwo echte exotische Muscheln findet, erkundigt euch nach den Ausfuhrbedingungen. Laut Zollvorschriften dürfen einige Arten aus artenschutzrechtlichen Gründen gar nicht oder nur in kleinen Mengen nach Deutschland eingeführt werden, denn manche Muschelarten sind durch das „Washingtoner Artenschutz-Abkommen“, kurz CITES, geschützt.
Harte Schale, weicher Kern. Was sind Muscheln überhaupt?
Muscheln gibt es weltweit – von der Arktis bis zum Pazifik. Und die rund 10.000 verschiedenen Muschelarten haben alle etwas gemeinsam: Sie sind Weichtiere und haben eine Schale, die aus zwei Klappen besteht. Die meisten von ihnen leben im Meer, manche sogar in bis zu 11.000 Metern Tiefe, manche aber auch in Seen und Flüssen.
Einige Muschelarten werden richtig alt. „Ming“, die älteste Muschel die man je gefunden hat, hat es immerhin auf stolze 507 Jahre gebracht! Das hat ihr sogar einen Eintrag ins Guinness Buch der Rekorde verschafft. Ob Ming männlich oder weiblich war, ist nicht bekannt. Fest steht aber, dass es bei den meisten Muschelarten zwei Geschlechter gibt. Zur Fortpflanzung kommen sie allerdings nicht miteinander in Kontakt. Die Männchen geben ihre Samenzellen ins Wasser ab, die Weibchen ihre Eizellen. Weil die Muscheln nahe beieinander leben, finden Samen- und Eizellen selber zueinander. Auch die Nahrung holen sich die Muscheln direkt aus dem Wasser. Sie ernähren sich von Schwebstoffen, die sie durch ihre Kiemen aus dem Wasser sieben. Dabei holen sie sich nicht nur Sauerstoff, sondern ergattern auch Plankton. Nur ganz wenige Muschelarten sind Jäger. Diese jagen hinter kleinen Krebstieren her, saugen sie zusammen mit einem Wasserstrom ein und verdauen sie anschließend.
Paradies für Muschelsucher: An diesen Küsten findet ihr die meisten Muscheln
Wieso liegen an manchen Stränden bergeweise Muscheln herum und an anderen herrscht gähnende Leere? Das hat vor allem mit den Wellen zu tun. Laufen sie sanft an den Strand, gehen die Muscheln nicht kaputt, sondern werden einfach an Land gespült. Wenn das Wasser jedoch mit Schwung auf den Strand knallt, brechen die Muscheln und man findet nur noch kleine Splitter im Sand. Auch Wind und Strömung sind für die Anzahl der Muscheln am Strand verantwortlich.
Ein richtiges Muschelparadies kann Sanibel Island in Florida sein. Wenn es hier stürmisch ist, pustet der Wind Muscheln und Schnecken in rauen Mengen an den Strand. Und die Muscheljäger stehen dann auch mal mitten in der Nacht auf, um die besten Schätze aus dem Meer zu fischen. Wer muschelschalenmäßig so richtig in die Vollen greifen will, der sollte sich den australischen Shell Beach mal ansehen. Er besteht ausschließlich aus weißen Muscheln, die teilweise sogar eine bis zu 10 Meter tiefe Schicht bilden! Aber auch im Mittelmeerraum könnt ihr eurer Muschelsammel-Leidenschaft frönen. Zum Beispiel in Andalusien oder an der italienischen Adria. Wer hier in Cavallino am Strand unterwegs ist, findet am Rand des Meeres sicher die eine oder andere telline, wie die essbare Tellmuschel auf Deutsch heißt. Und auch auf Korsika werdet ihr am Strand sicher über Herzmuschel, Miesmuschel & Co. stolpern.
Die beiden Traumziele zum Muschelsammeln?Natürlich die Nord- und Ostsee! Die schönen Schalen gehören hier einfach zum Strand, wie die salzige Brise und der Schrei der Möwen. Allein an der Nordsee gibt es über 70 Muschelarten. Und wer an den Stränden von Föhr, Amrum, Helgoland oder Sylt herumspaziert, findet bestimmt einige. So ganz nebenbei lernt ihr so auch noch den Nationalpark Wattenmeer kennen. Häufigste und bekannteste Muschelart der Nordsee ist übrigens die Herzmuschel. Auch wer sich auf der Ostseeinsel Rügen, am Timmendorfer Strand oder auf Fehmarn auf Muschelsuche begibt, kommt bestimmt nicht mit leeren Händen nach Hause.
Ihr wollt Muscheln lieber unter Wasser erkunden? Dann sind unsere Tauch-Tipps für Kroatien und unsere Tauch-Tipps für Ägypten genau das Richtige für euch!
Die bekanntesten und schönsten Muschelarten
Damit ihr künftig auch wisst, was ihr an den verschiedenen Stränden aufsammelt, kommt hier noch eine kleine Muschelkunde:
#1 Die Auster
Austern leben in allen Meeren der Erde und es gibt von ihnen zahlreiche Arten. Meist hängen sie an Felsen flacher Gezeitengewässer und ernähren sich von Plankton. Ihr Essen kommt sozusagen vorbeigeschwommen. Allerdings ist nicht jede Auster genießbar. Im internationalen Vergleich schneidet die europäische Auster am besten ab – sie gilt als edelste und geschmacksvollste. Und die aller-allerbeste Auster ist die Bélon Auster aus Frankreich. Achtung: Austern müssen unbedingt frisch gegessen werden! Die Frische erkennt man daran, dass die Schale noch richtig fest verschlossen ist, und sie sich auch nur schwer öffnen lässt.
Das typische Aussehen:
- Grautöne, Grüntöne, Brauntöne
- Grob zerfurcht
- Schale: Dick, hart und scharfkantig
#2 Die Miesmuschel
Der Name Miesmuschel stammt vom mittelhochdeutschen Wort „Mies“ für Moos und kommt daher, weil diese Muschelart den Meeresgrund so moosartig überzieht – dicht, wie ein Teppich. Miesmuschelbänke können eine Größe von einigen Kilometern erreichen und aus mehreren Millionen Tieren bestehen. Im Gegensatz zu anderen Muschelarten vergraben sie sich nicht im Sand, sondern heften sich mit Hilfe von sogenannten Byssusfäden an Untergründen wie Holz oder Hartböden und auch aneinander fest. Die Miesmuschel trifft man meist in großflächigen Anhäufungen – vor allem im Wattenmeer und an der Atlantikküste.
Miesmuscheln kann man verschiedenste Art und Weise zubereiten: Man isst sie traditionell aus einer Terrine mit Sud, aber sie schmecken auch köstlich zu Spaghetti und passen sogar zur Pizza. In Belgien sind die moules frites, frische Miesmuscheln mit selbstgemachten Pommes, sogar eine Art Nationalgericht.
Das typische Aussehen:
- Blautöne, Schwarztöne
- Ovale Form, glatte Oberfläche
- Schale: Weich
#3 Die Jakobsmuschel
Die Jakobsmuschel, auch Pilgermuschel genannt, gehört zur Gattung der Kammmuschel. Die Große Pilgermuschel findet man an den nördlichen Küsten von Schottland und Irland und an den Küsten von Westfrankreich, Nordspanien bis nach Südportugal. Man erkennt diese Muschelart an ihrem Rippen-Gehäuse. Die Rippen verlaufen strahlenartig von innen nach außen. Eine Besonderheit: für Gläubige ist die Jakobsmuschel ein christliches Symbol und Pilgerern auf dem Jakobsweg dient sie als Wegweiser und Erkennungsmerkmal. Bei Feinschmeckern sind die Muscheln besonders wegen ihres festen Fleisches beliebt, das am besten leicht angebraten schmeckt. Gourmets essen die Jakobsmuschel allerdings auch roh.
Das typische Aussehen:
- Weißtöne, Rottöne, Brauntöne
- Form eines geöffneten Fächers
- Breite strahlenartige Rillen
- Schale: Hart
#4 Die Meermandel
Die Meermandel lebt eingegraben im Meeresboden – im Nordostatlantik von Norwegen bis Marokko, im Mittelmeer und an der Nordsee. Aber auch bei Madeira und den Kanarischen Inseln. Sie gehört zur Familie der Samtmuscheln. Einzelne Arten können ein stattliches Alter von 100 Jahren erreichen und einen Umfang von bis zu neun Zentimetern. Ihr Gehäuse zeigt konzentrische, feine Streifen – das Gegenteil der Ausrichtung bei der Jakobsmuschel. Zwischen den Rillen verläuft ein gezacktes Muster, das an getigerte Katzen erinnert.
Da ihr Fleisch beim Kochen sehr zäh wird, legt man die Meermandel üblicherweise ein und isst sie dann roh. Sie eignet sich auch gut zum Mitkochen in einer Sauce.
Das typische Aussehen:
- Weißtöne, Brauntöne, Rottöne
- Fast kreisrunde Form
- Gezacktes Muster zwischen feinen konzentrischen Streifen
- Schale: Hart
#5 Die Herzmuschel
Die Herzmuschel ist auf der ganzen Welt verbreitet. Am häufigsten findet man sie an der Nord- und Ostsee sowie am Atlantik. Den schönen Namen verdankt sie der Tatsache, dass sie von der Seite betrachtet herzförmig aussieht. Sie hat eine gewölbte Schale mit rippenartigen Strahlen, die von feineren konzentrischen Linien unterbrochen werden.
Die Herzmuschel lebt flach eingegraben im Meeresgrund – häufig in sandigem Boden und filtert Plankton aus dem Wasser. Eine herausragende Eigenschaft ist ihre Sprungfähigkeit – bis zu 50 Zentimeter schafft sie.
Fast alle Herzmuschel-Arten sind essbar. Sie schmecken leicht nussig.
Das typische Aussehen:
- Weißtöne, Brauntöne, Gelbtöne
- Herzform
- Strahlenartige Rillen
- Schale: Hart
#6 Venusmuschel
Die Venusmuschel bevorzugt warme Wasserbereiche. Ihr Revier sind sandige und schlammige Böden. Dort gräbt sie sich ein und filtert die Nahrung aus dem Wasser. Wir kennen die Venusmuschel aus dem Mittelmeer, dem Atlantik und von Nord- und Ostsee. Auf der Schale verlaufen konzentrische, grobe Rillen. Ihre durchschnittliche Größe ist fünf Zentimeter, große Venusmuscheln erreichen allerdings auch neun Zentimeter.
Nach der Miesmuschel belegt sie Platz zwei auf der Beliebtheitsskala der Muschelfans. Mit ihrem leicht nussig-salzigen Geschmack eignet sie sich für eine Vielzahl an Gerichten. Man kann sie kochen, dampfen, dünsten und sogar roh verzehren. Ein beliebter Klassiker ist zum Beispiel das italienische Gericht Spaghetti alle vongole.
Das typische Aussehen:
- Brauntöne, Rottöne, Weißtöne
- Dreiecksform mit abgerundeten Ecken
- Konzentrische Streifen
- Schale: Hart
#7 Die große Riesenmuschel
Die Große Riesenmuschel lebt in den Korallenriffen des Roten Meeres und im Indischen Pazifik. Die Tridacna gigas, so heißt sie in der Fachsprache, kann mehrere hundert Jahre alt werden. Außerdem bringen es manche Exemplare auf eine Länge von bis zu 140 cm und ein Körpergewicht von bis zu 400 kg. Wahre Muschel-Prachtexemplare! Manche bezeichnen sie auch als „Mördermuscheln“, weil sie angeblich nach Tauchern schnappen und diese dann in der Tiefe festhalten. Das stimmt natürlich nicht, denn dazu ist die Schließbewegung der Muschelschale viel zu langsam.
Das typische Aussehen:
- Grünlich bis braune Schale
- Glatte Oberfläche, Klappen stark gewellt
- Größe variiert von 15 bis zu 140 cm
#9 Amerikanische Schwertmuschel
Die längliche Schwertmuschel stammt ursprünglich aus Nordamerika und kam von dort mit Schiffen nach Europa. Hier hat sie sich schnell verbreitet und wer schon mal an der Nordsee auf Muschelsuche war, hat sie bestimmt schon gesehen. Gegessen wird sie in Deutschland nicht, in anderen europäischen Ländern wie Frankreich und Spanien allerdings schon. Sie kann bis zu 16 cm lang und 2,5 cm breit werden. Ihre Lebenserwartung ist mit bis zu fünf Jahren allerdings eher kurz.
Das typische Aussehen:
- Braun bis rötlich graue Färbung
- Schimmert innen perlmuttfarbig
- Leicht gebogene Schale mit parallel verlaufenden Rändern
#10 Die Kaurimuschel
Wer hat es gemerkt? Diese Art hat sich in unsere kleine Muschelaufzählung reingemogelt, obwohl sie zur Gattung der Schnecken gehört. Aber sie sieht einfach aus wie eine wunderschöne Muschel, deswegen ist sie hier mit dabei. Die Kaurimuscheln leben vor allem im tropischen und subtropischen Bereich. Bevor es Münzen gab, diente sie in Afrika, Asien und der Südsee als Zahlungsmittel. Teilweise wird sie heute noch traditionell als „Geldersatz“ verwendet, dient aber auch als Talisman und wird zu verschiedensten Schmuckstücken verarbeitet.
Das typische Aussehen:
- Buntgefärbt, glänzender Überzug
- Klein und eiförmig
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