„Ihr Flug AB234 nach Gran Canaria ist nun zum Einsteigen bereit…“ Endlich Boarding! Nur noch den Sitzplatz finden, das Gepäck verstauen und los geht’s. Doch dort, wo die Ferien beginnen, sieht sich mancher zunächst einer ernsthaften Herausforderung gegenüber. Mit unangenehmen Flugzeugnachbarn können die ersten Urlaubsstunden zur Zerreißprobe werden. Wie zumindest ihr euch im Flugzeug richtig verhaltet, sei mit folgenden Tipps verraten.
Auf so engem Raum gibt es keinerlei Ausweichmöglichkeiten. Man kann den Piloten nicht einfach bitten, bei der nächsten Haltestelle zu stoppen und umsteigen. Hier muss man durch. Umso wichtiger ist rücksichtsvolles Verhalten aller.
Jeder kommt mit – locker Einsteigen!
Jeder Passagier, der eingecheckt ist und eine Bordkarte hat, fliegt mit. Deshalb ist es absolut unnötig, beim Boarding zu drängeln als gelte es, Haus und Hof zu verteidigen. Check in und Crew warten in der Regel selbst auf Passagiere, die zu spät zum Gate kommen.
Achtet auf die Durchsagen. Viele Airlines bitten ausdrücklich um effektives Einsteigen, beispielsweise nach Sitzreihen oder Boardinggruppen: Halten sich alle daran, geht es schnell und unkompliziert.
Wer schließlich seinen Platz gefunden hat, sollte sich nach Möglichkeit erst in die Sitzreihe begeben und alle nachfolgenden Passagiere vorbeilassen, bevor er das Gepäck in den Kabinenfächern verstaut. Wer mitten im Gang stoppt, um Gepäck zu verräumen, verursacht Stau. Selbst, wenn alle eingestiegen sind, ist noch ausreichend Zeit und Platz, das Gepäck zu sortieren.
Nachbarschaftliche Beziehungen
Einfach nur einsteigen und sich in den Sitz fläzen, macht nicht den allerbesten ersten Eindruck und stellt die Weichen womöglich in die falsche Richtung. Mit einem charmanten „Hallo“ findet man gelegentlich neue Freunde oder zumindest interessante Gesprächspartner für ein paar Stunden.
Beachtet die Körpersprache. Nachbarn die auf Fragen oder Gesprächsandockungsversuche nur knapp reagieren, wollen offenbar lieber ungestört bleiben. Respektiert das, auch wenn ihr nur zu gern Details eurer Lebensgeschichte ausplaudern würdet. Wollt ihr euch vor unwillkommenen Gesprächen abschotten, zeigt euer Desinteresse höflich, indem ihr vorgebt, zu schlafen oder vertieft euch in die Lektüre eines Buches oder einer Zeitung.
Kein Fensterplatz? Macht nichts!
Die Aussichten über den Wolken sind nicht alltäglich. Da Flugzeuge allerdings länger als breiter konstruiert sind, wird nicht jeder einen Fensterplatz ergattern. Sollte auf eurer Bordkarte kein Fensterplatz stehen, bleibt gelassen, statt eurer Enttäuschung laut Luft zu machen oder den Sitznachbarn mit vorwurfsvollen Blicken zu belästigen.
Ein Platz am Gang hat Vorteile: mehr Freiheit für die Beine und man muss den Nebenmann nicht zum Aufstehen ermuntern, sollte man sich die Beine vertreten wollen oder zur Toilette müssen.
Kommt ein Gangplatz für euch nicht in die Tüte, checkt am Vorabend oder online ein. In der Regel erhöht das die Chancen auf einen Platz nach Wunsch.
Business-Class as usual
Solltet ihr Business-Class fliegen – ob geschäftlich oder privat – respektiert den Dresscode. Legerer Look ist in der Business-Class ein Zeichen mangelnden Stils. Im Tanktop den schicken Teil der Flugzeugkabine zu betreten, käme einem Affront gleich. Wundert euch in dem Fall nicht über einen Hinweis der Stewardess oder mitleidige Blicke geübter Business-Class-Passagiere.
Die Socken rocken
Ist doch egal, das Löchlein – sieht doch keiner. Meint man. Doch schon bei der Sicherheitskontrolle kann es passieren, dass ihr die Socken herzeigen müsst, wenn die Mitarbeiter euch auffordern, die Schuhe auszuziehen. Unangenehm für den Flugzeugnachbarn sind drei Tage alte Socken. Deshalb am Flugtag unbedingt ein frisches und intaktes Paar Socken anziehen.
Eine Lehne ist eine Lehne
Der übliche Konsens lautet: die Passagiere an den Außenplätzen (Gang- und Fensterplatz) verhalten sich gegenüber den Passagieren auf den mittleren Plätzen großzügig was die Beanspruchung der mittleren Armlehnen betrifft, die man eigentlich teilen müsste. Dezent überlässt man sie demjenigen, der sich weder über die schöne Aussicht, noch über Beinfreiheit freuen kann.
Vorsicht Rückenlehne des Vordermanns: Diese solltet ihr möglichst kaum beanspruchen. Weder als Fußablage, noch als Stütze oder Haltegriff. Rütteln und Donnern gegen die Rückenlehne provoziert Ärger. Man selbst empfindet es schließlich störend, wenn die Rückenlehne dauernd wackelt und vibriert. Achtet diesbezüglich auch auf rücksichtsvolles Verhalten eurer Kinder.
Wenn ihr eure Rückenlehne nach hinten verstellt, tut das bitte vorsichtig und nicht ruckartig. Es könnte heißer Kaffee auf dem Tisch hinter der Lehne stehen oder der Hintermann beugt sich gerade nach vorn.
Die hohe Schule wäre: den Hintermann kurz zu informieren, dass man jetzt die Rückenlehne nach hinten stellt. Umsichtigkeit ist umso wichtiger, je kleiner der Raum ist, den man sich mit vielen Menschen teilen muss.
Ich muss mal!
Wer viel Bewegung braucht, sollte entsprechend versuchen, auf die Reservierung des Sitzplatzes Einfluss zu nehmen. Ein Gangplatz ist bei Bewegungsdrang oder langen Beinen die beste Wahl.
Solltet ihr in der Mitte sitzen und entsprechende Notwendigkeiten drängen, macht nicht mit „Ich muss mal!“ darauf aufmerksam. Eleganter wäre ein „Dürfte ich einmal vorbei, bitte?“ Euer Nachbar wird euch so mit Sicherheit gern durchlassen.
Lesen, Hören, Schauen – aber bitte dezent!
Lesen, Film schauen oder Musik hören sind die typischen Beschäftigungen im Flugzeug. Selbst bei diesen, unmittelbar an die eigene Person gerichteten, Handlungen kann es passieren, dass man seine Sitznachbarn unangebracht einbezieht. Das geht sogar relativ schnell: Zu laute Musik, eine zu großflächig auseinandergefaltete Zeitung oder Leselicht stören oft. Beschäftigt euch deshalb umsichtig im Flugzeug. Stellt die Lautstärke auf „normal“, faltet die Zeitung auf Buchgröße zusammen und fragt nach, ob das Leselicht beim Schlafen stört.
Zwei Bier – eins für jetzt und eins für gleich: aber flotti!
Endlich! Die Stewardess, die im Übrigen in erster Linie für die Sicherheit mitfliegt und nicht als Luftkellnerin, stoppt mit dem Getränke-Trolley neben euch. Der Durst ist groß. Haltet euch dennoch mit den Bestellwünschen zurück bis ihr danach gefragt werdet. Die übliche Regel lautet: erst werden die Herrschaften an den Fensterplätzen bedient, damit die Stewardess beim weiteren Servieren nicht ständig über das Essen derjenigen langen muss, die am Gang bzw. in der Mitte sitzen.
Ist der Durst groß, bestellt gleich zwei Getränke, statt das servierte Getränk in Lichtgeschwindigkeit herunterzustürzen, nur um augenblicklich noch ein weiteres zu bestellen.
Haltet euch mit alkoholischen Getränken zurück. Niemand hat etwas gegen ein Glas Sekt oder Wein und ein Prosit über den Wolken. Im übrigen verstärkt Kabinenluft die Wirkung von Alkohol.
Der Kapitän hat das Recht, Passagiere von Bord zu werfen, die bereits betrunken einsteigen. Vermeidet beim Essen ausschweifende Bewegungen Richtung Nachbarn, damit auch dieser unbescholten essen kann.
Nicht Klatschen!
Die Erleichterung über eine sichere Landung ermuntert viele Fluggäste zu stürmischem Applaus. Lasst das besser! Erstens: Der Kapitän, dem der Applaus schließlich gilt, hört es eh nicht. Zweitens: Auch die Crew freut sich in den meisten Fällen nicht sonderlich darüber. Im Gegenteil. Alle Klatscher weisen sich als unkundige wenig-Flieger aus und muten nicht gerade weltmännisch an. Wer mit dem Flug zufrieden war, sollte vielmehr dem Bordpersonal beim Aussteigen ein Lob aussprechen und sich für den hervorragenden Service bedanken.
Man sieht sich am Gepäckband
Mit dem Aussteigen ist es wie mit dem Einsteigen: Jeder kommt raus. Darum bringen Stoßen und Drängeln keinerlei Vorteil. Auch wer sein Handgepäck zuerst aus den Gepäckfächern zerrt, gewinnt damit weder Zeit noch einen Preis. Selbst wer zuerst aussteigt, muss am Gepäckband warten, bis sein Koffer vorbeifährt. Und das dauert in der Regel so lang, bis alle Passagiere den Weg durch den Flughafen zum Gepäckband gefunden haben. Deshalb: Nach der Landung entspannt sitzen bleiben und tief durchatmen.