Sie ist nicht nur die älteste, sondern wohl auch die bekannteste der deutschen Ferienstraßen. Entlang der Romantischen Straße entdeckt ihr malerische Landschaften und vor allem viele kulturelle Highlights. Unser Autor Wolfgang hat sich das genauer angeschaut und berichtet über seine Highlights.
Ich bin in einem kleinen Dorf bei Tauberbischofsheim aufgewachsen und fühle mich deswegen dieser Straße besonders verbunden. Allerdings bin ich die Romantische Straße noch nie komplett abgefahren. So beschloss ich, das nachzuholen. Die Reise wurde für mich eine Rückkehr in meine Kindheit und vor allem eine echte Genuss-Tour. Und genau dorthin nehme ich euch in meinem Reisebericht mit.
- Tag 1: Würzburg
- Tag 2: Würzburg – Rothenburg ob der Tauber
- Tag 3: Rothenburg ob der Tauber – Augsburg
- Tag 4: Augsburg – Steingaden
- Tag 5: Steingaden – Füssen
- Tag 6: Neuschwanstein
Tag 1: Würzburg – Historisches mitten in den Weinbergen
Meine Reise begann mit dem Aufstieg zum Käppele. Der offizielle Name dieser Wallfahrtskirche ist Mariä Heimsuchung. Von hier oben hat man einen der schönsten Ausblicke über die Stadt.
Nachdem ich nun die Aussicht als Einstimmung auf die Stadt genossen hatte, machte ich mich an den Abstieg und stand kurze Zeit später an der alten Mainbrücke.
Diese ist gesäumt von den zwölf Brückenheiligen, darunter eine Statue des Heiligen Kilian, der der Schutzpatron der Stadt ist. Was mich an Würzburg immer wieder fasziniert, ist die Tatsache, dass man hier nach dem Krieg viele Sehenswürdigkeiten wieder originalgetreu aufgebaut hat. Dabei war die Stadt damals zu 80 Prozent zerstört.
Einer meiner Lieblingsplätze ist der Marktplatz, der von historischen Häusern gesäumt ist. Rund um die Marienkapelle kann man an vier Tagen die Woche auf dem Grünen- und Spezialitäten-Markt einen kulinarischen Rundgang machen. Beim Anblick all dieser Köstlichkeiten wurde ich hungrig. Also gönnte ich mir eine leckere Bratwurstsemmel.
Frisch gestärkt machte ich mich dann auf Richtung Residenz. Die hatte ich zuletzt als Kind besucht und wollte sie mir mal wieder anschauen. Auf dem Weg dorthin ging ich durch die Fußgängerzone und bestaunte die Vielzahl der Geschäfte, die es hier gibt.
Die fürstbischöfliche Residenz, die unter Leitung von Balthasar Neumann erbaut wurde, ist ein Schmuckstück des Barock. Bereits seit 1981 ist sie Teil des UNESCO-Welterbes.
Mein letzter Besuch war in meiner Kindheit vor dem Abschluss des Wiederaufbaus 1987. So stand ich nun im berühmten Treppenhaus und holte mir eine Genickstarre, während ich das weltgrößte Deckenfresko in Augenschein nahm. Nach meinem Rundgang gönnte ich mir dann wieder eine Pause und setzte mich in den schönen Hofgarten.
Durch die Theaterstraße gelangte ich dann zu meinem nächsten Besichtigungspunkt. Jetzt stand das Genießen auf dem Programm.
Das Juliusspittal, Deutschlands zweitgrößtes Weingut, produziert erstklassige Spitzenweine. Ich schloss mich einer Führung durch die weitläufigen Keller an und freute mich schon auf die Verkostung am Ende des Rundgangs. Hier in Würzburg wurde 1728 die Idee geboren, besonders gute Tropfen in Bocksbeuteln abzufüllen. Bis heute ist das die charakteristische Flaschenform für Frankenweine, die auch nur in Franken genutzt werden darf. Natürlich musste ich da das ein oder andere Fläschchen mitnehmen.
Den Wein verstaute ich dann erst mal in meinem Auto und ließ mich danach noch einmal zu einer Pause am Mainufer nieder. Inzwischen war es Zeit geworden fürs Abendessen. Ich liebe regionale Küche und daher entschied ich mich auch für ein typisch fränkisches Restaurant.
Das „Backöfele“ ist eine Würzburger Institution und bietet eine urige und gemütliche Atmosphäre. Ich war gespannt darauf, ob deren Grünkernküchle so gut schmecken, wie die, die ich mir zu Hause selber mache.
Tag 2: Von Würzburg durch das Taubertal nach Rothenburg
Bevor ich am nächsten Tag zu meiner nächsten Station aufbrach, machte ich noch einen kurzen Stopp an der Feste Marienberg. Sie ist eines der Wahrzeichen von Würzburg. Von hier genoss ich einen letzten Ausblick über die Stadt, bevor die Fahrt nach Wertheim weiter ging.
Diese kleine Stadt liegt an der Mündung der Tauber in den Main, der hier die Grenze zwischen Bayern und Baden-Württemberg bildet. Hoch über der Stadt thront die Burgruine. Die wollte ich mir heute einmal anschauen, nachdem ich sie bisher immer nur von unten gesehen hatte. Was ich hier sah, erinnerte mich ein bisschen an das Heidelberger Schloss in klein.
Da ich ja aber einen Schwerpunkt meiner Tour unter das Thema Genuss gestellt hatte, verweilte ich nicht so lange hier, sondern machte einen kleinen Abstecher, der mich von der Romantischen Straße wegführte.
Ich fuhr am Main entlang nach Freudenberg und dort direkt zur Brennerei Ziegler. Die hatte ich schon mehrfach besucht, sodass ich mich heute aufs Einkaufen konzentrierte. Bekannt wurde die Brennerei durch ihren Wildkirschbrand, aber inzwischen wird hier auch Whisky, Rum und Gin hergestellt. Edle Tröpfchen für besondere Anlässe.
Zurück im Taubertal hielt ich an einem besonders romantischen Ort. Umrahmt von Hügeln, die mit dichten Wäldern bewachsen sind, liegt dort das Kloster Bronnbach. Die ehemalige Zisterzienserabtei blickt auf eine fast 900-jährige Geschichte zurück. Auch hier hat sich seit meiner Kindheit sehr viel verändert. Damals standen große Teile der riesigen Anlage leer und waren dem Verfall preisgegeben.
Wie schön zu sehen, dass die Gebäude aus Bundsandstein, der für die Region typisch ist, wieder mit Leben gefüllt sind. Mein Lieblingsort in diesem Kloster ist der Kreuzgang, ein Ort der Stille und Besinnung. In der ehemaligen Orangerie, die ich noch nicht kannte, befindet sich heute ein Café, in dem ich mir einen leckeren hausgemachten Kuchen gegönnt habe.
Aber dann musste ich auch schon wieder weiter. Eine gemütliche Fahrt durch das reizende Taubertal brachtet mich nach Tauberbischofsheim, das ich an diesem Tag aber nicht besuchte.
Stattdessen fuhr ich nach Königshofen, wo ich den nächsten Abstecher von der Route machte. Mein Ziel dieses Mal: die Winzergenossenschaft Beckstein. 2020 wurde diese von der Berliner Wein Trophy zur besten Winzergenossenschaft Deutschlands gekürt.
Obwohl diese in Baden-Württemberg liegt, dürfen die Winzer im Badischen Frankenland ihre Weine auch in Bocksbeuteln abfüllen. Auch hier machte ich nur einen kurzen Stopp zum Einkaufen. Das ist meine Heimat und ich kenne mich hier ja schon bestens aus.
Also fuhr ich weiter zu meinem nächsten Besichtigungspunkt. Bad Mergentheim bietet eine wunderschöne Altstadt und ein sehenswertes Schloss. Auch bei diesem kurzen Rundgang schwelgte ich in Kindheitserinnerungen.
Die Fahrt führte mich nun weiter entlang der Tauber nach Weikersheim. Mitten im hohenlohischen Land befindet sich hier ein prächtiges Renaissance Schloss, das man in dieser Form hier nicht erwarten würde.
Im Inneren des Schlosses bestaunte ich das prächtige Mobiliar und vor allem den bekannten Rittersaal. Nach der Schlossbesichtigung machte ich noch einen Spaziergang durch den Barockgarten und schoss noch ein paar Fotos für meinen Instagram-Account.
Einen letzten Stopp hatte ich für diesen Tag noch geplant. Hauptattraktion in Creglingen ist der geschnitzte Tilman Riemenschneider Altar in der Hergottskirche. Der ist so ausgerichtet, dass jedes Jahr an Maria Himmelfahrt am späten Nachmittag das Sonnenlicht genau auf das Gesicht der auffahrenden Maria fällt. Aber auch zu anderen Zeiten sind diese Schnitzereien wirklich beeindruckend.
Direkt neben der Kirche befindet sich ein Kuriosum, das ich mir schon immer einmal anschauen wollte. Im Fingerhutmuseum bestaunte ich über 4000 Exemplare dieses simplen Gebrauchsgegenstandes. Da sind echte Kunstwerke darunter, sogar Kostbarkeiten aus Meißner Porzellan. Danach wurde es Zeit, mich zu meinem heutigen Etappenziel Rothenburg ob der Tauber zu begeben.
Tag 3: Von Franken ins bayrische Schwabenland
Wenn in meiner Kindheit Besuch von außerhalb kam, war Rothenburg das Ausflugsziel unserer Wahl. So wandelte ich auch hier wieder auf den Spuren meiner Kindheit. Ich hatte meinen Besuch bewusst auf einen Wochentag gelegt, da es im Sommer an den Wochenenden hier sehr voll wird.
Rothenburg ist inzwischen vor allem im Ausland zum Sinnbild deutscher Gemütlichkeit geworden. Bevor ich mich in das Gewirr aus engen, von Fachwerkhäusern gesäumten Gassen machte, umkreiste ich die Stadt auf der vollständig erhaltenen Stadtmauer.
Danach ging es erstmal ins Schneeballen-Café. Diese Rothenburger Spezialität besteht aus Mürbteig, der in Schmalz ausgebacken wird. Der Name des kugelförmigen Gebäcks bezieht sich auf die Form, und die Tatsache, dass sie nach dem Backen mit ordentlich Puderzucker bestreut werden. Wem das Original zu trocken ist, wählt einen Ballen mit einer von über 20 Füllungen. Während ich meine Kalorienbombe verzehrte, ging ich langsam Richtung Marktplatz.
Im Rathaus hat sich während des 30-jährigen Krieges der Legende nach eine einzigartige Geschichte ereignet. Im Oktober 1631 hat der katholische General Tilly die protestantische Stadt eingenommen und wollte sie dem Erdboden gleichmachen. Um ihn milde zu stimmen, bot man ihm einen großen Humpen Wein an. Dieser fasste 3,25 Liter. Tilly bedankte sich und versprach die Stadt zu verschonen, wenn jemand diesen Humpen auf ex leert.
Der Altbürgermeister der Stadt schaffte es tatsächlich und so blieb die Stadt verschont. Seit 1881 wird dieser Meistertrunk jedes Jahr zu Pfingsten in einem Festspiel nachgestellt.
Mich interessiert heute aber ein anderes Kuriosum der Stadt, das Käthe Wohlfahrt Weihnachtsmuseum. Hier werden euch Fragen beantwortet wie „Seit wann gibt es Christbäume?“ und „Woher stammen unsere lieb gewordenen Traditionen?“. Das finde ich wahnsinnig spannend. Und nach dem Besuch des Museums ging es in der Sommerhitze ins Weihnachtswunderland des Weihnachtsdorfes. Schließlich ist ja schon bald wieder Weihnachten und ich brauchte noch ein bisschen Deko für meine Wohnung.
Bevor ich weiter fuhr musste ich noch zum Plönlein, der bekanntesten Straßenecke der Stadt. Schnell ein Foto für mein Insta-Account geschossen und schon konnte es weiter gehen.
In Schillingsfürst wollte ich mir das Barockschloss auf dem Hügel anschauen. Aber vorher musste ich ich ins Schlosscafé, das eine süße Spezialität zu bieten hat. Ein „Stupfl“ ist Pflicht. Die Praline hat die Form eines Igels, der mich nun mit seinen Kulleraugen anschaute. Aber das half ihm nix. Die Lust auf Süßes siegte und der Igel landete in meinem Bauch.
So viele Kalorien müssen aber auch wieder verbrannt werden, also auf zum Schloss und danach in den Park mit dem Falkenhof.
Weiter ging es nach Feuchtwangen zu einem Rundgang durch die malerische Altstadt. Obwohl ich in Baden aufgewachsen bin, fühle ich mich doch eher als Franke. Was schert mich die Tatsache, dass Napoleon ein paar Grenzen verschoben hat? Also machte ich einen Abstecher ins Fränkische Museum. Der Bräutlewagen ist ein echter Hingucker.
Das nächste Highlight ist nur wenige Kilometer entfernt. Auch die Altstadt von Dinkelsbühl bot mir wieder eine Zeitreise ins Mittelalter. Was früher eine Notwendigkeit war, ist heute ein lauschiges Plätzchen: die Stadtmauer direkt am Fluss. Ich war immer wieder erstaunt wie viel malerische, historische Orte ich an der Strecke entdeckte und hatte schon gefühlt tausend Fotos für mein Erinnerungsalbum.
Bevor ich zu meinem nächsten Stopp, Nördlingen, kam, bog ich einmal rechts ab und fuhr auf die Anhöhe. Von hier hat man einen tollen Blick auf das Nördlinger Ries.
Dieser Krater entstand vor ca. 150 Millionen Jahren als hier ein gewaltiger Meteorit einschlug. Wenn ich daran denke, dass das theoretisch jederzeit wieder passieren könnte, bekomme ich Gänsehaut.
Hier erreichte ich dann den bayrischen Teil Schwabens. Das merkt man hauptsächlich am Dialekt, der sich doch stark vom Fränkischen unterscheidet. Und es wird eher Bier getrunken als Wein.
Wenig später habe ich den Daniel, den Kirchturm der St.-Georgs-Kirche erklommen und blickte über die schmucke Altstadt und die Weite des Ries. Ein „Stockwerk“ tiefer unternahm ich wieder einmal einen Rundgang über eine mittelalterliche Stadtmauer.
Dabei entdeckte ich dann auch ein Storchennest auf einem der Dächer. Bisher habe ich diese Vögel nur im Elsass und am Bodensee gesehen. Irgendwie komplettieren die für mich das mittelalterliche Bild.
Dann hieß es aber auch schon, weiter fahren zu meinem nächsten Etappenziel, Augsburg.
Tag 4 : Von Augsburg ins bayrische Voralpenland
Als ansässiger Münchner bin ich des Öfteren in Augsburg. Vor allem in der Vorweihnachtszeit, wenn auf dem Rathausplatz der Weihnachtsmarkt geöffnet hat. Den finde ich schöner als die Münchner Märkte und der Engelespunsch schmeckt lecker und wärmt wunderbar an einem kalten Wintertag.
An diesem Tag war ich aber als Touri unterwegs und machte auch die Dinge, die man als Besucher so macht. Dazu gehörte als erstes der Besuch des Doms. Der kommt im Vergleich zum Rest der Stadt eher unspektakulär daher. Interessant, dass der offizielle Name Hoher Dom Mariä Heimsuchung ist. Das kannte ich doch von Würzburg.
Wirklich beeindruckend, dass diese Kirche schon über 1000 Jahre alt ist. Die fünf romanischen Prophetenfenster in seinem Inneren sind nur wenige Jahre jünger.
Mein nächster Besichtigungspunkt war die Fuggerei. Quasi die erste Sozialsiedlung der Welt. Seit 1521 können arme Augsburger hier mehr oder weniger für lau wohnen. Die heutige Kaltmiete beträgt 0,88 Euro im Jahr. Man muss gebürtiger Augsburger sein um hier leben zu dürfen, katholisch und täglich drei Gebete für die Stifterfamilie sprechen. Für mich als Besucher waren die historischen Häuser beeindruckend.
Danach schlenderte ich noch über die Maximilianstraße und gönnte mir einen kleinen Snack, bevor ich der Romantischen Straße weiter folgte.
Ich muss zugeben, dass ich zuvor noch nie in Friedberg war, obwohl es nur wenige Kilometer von Augsburg entfernt ist. Bisher kannte ich nur den Baggersee, an dem ich schon ein paar entspannte Badetage mit Augsburger Freunden verbracht habe.
Umso erstaunter war ich, als ich bei meinem Rundgang das Rokoko Rathaus entdeckte. Das ist echt ein tolles Fotomotiv. Auch die Wallfahrtskirche Herrgottsruh bietet verspielte Rokoko-Pracht. Das muss ich mir demnächst mal genauer anschauen. Aber die Zeit drängte.
Also fuhr ich weiter durch das zweite Flusstal, das die Romantische Straße prägt, das Lechtal. Laut Deutschem Wetterdienst zählt Landsberg am Lech zu den sonnigsten Städten Deutschlands. Auch diese Stadt bietet sich für einen Ausflug von München aus an. Trotzdem war ich noch nie hier. Ich begann meinen Rundgang am Lechwehr, von dem aus man einen tollen Blick auf die Altstadt hat.
Danach quälte ich mich den Berg hoch, ins Herz der schönen Altstadt. Auch hier war ich erstaunt, was ich bisher versäumt hatte.
In die Stadtmauer integriert ist das Bayertor, von dessen Aussichtsplattform in 36 Metern Höhe ich mal wieder eine tollen Rundumblick hatte. Zum Abschluss meines Rundgangs besuchte ich noch den Mutterturm, einen im späten 19. Jahrhundert errichteten „Burgturm“, der heute bei Brautpaaren als romantische Hochzeitsadresse geschätzt wird.
Nach all den Besichtigungen hatte ich Lust auf einen Spaziergang in wunderschöner Natur. Also fuhr ich direkt zu meinem heutigen Etappenziel Steingaden. Im Biergarten des Gasthofs Graf gönnte ich mir noch eine Stärkung bevor ich mich auf eine kleine Wanderung begab.
Die Aussichtsrunde Osterbichl ist nicht so lang, bietet aber fantastische Ausblicke über Steingaden und die Gipfel der Ammergauer Alpen. Da wurde mir mal wieder bewusst, warum ich Oberbayern so liebe. Einige der Gipfel, die ich in der Ferne sah, habe ich ja schon bestiegen.
Nach der Wanderung besuchte ich noch den malerischen Marktplatz und das Welfenmünster.
Tag 5: Alpenpanorama und imposante Kirchen
Da es zum Ende der Romantischen Straße nun nicht mehr weit war, konnte ich mir Zeit lassen für eines der Highlights dieser Ferienstraße. Nach dem Frühstück schnürte ich wieder meine Wanderstiefel und folgte dem Brettleweg, der mich von Steingaden aus über Wiesen, Felder und durch ein Hochmoor zur Wieskirche brachte. Dieser Pfad ist Teil des Jakobsweges.
Bilder der „Wallfahrtskirche zum gegeißelten Heiland“, wie die Wieskirche offiziell heißt, hat ja jeder schon einmal gesehen. Wohl kaum ein Bild steht mehr für das romantische Klischee vom bayrischen Land wie diese prachtvolle Kirche mitten in der Natur mit den majestätischen Gipfeln der Alpen im Hintergrund.
Es gibt sie noch, diese perfekten Orte, an denen die Welt in Ordnung zu sein scheint. Fehlten nur noch die Trachtler. Ich war schon ein paar Mal hier, aber dieser Anblick begeistert mich jedes Mal wieder. Auch das Innere der Kirche, das so prachtvoll gestaltet wurde ist immer wieder ein Erlebnis. Das muss man einfach mal gesehen haben.
Von Steingaden fahre ich nur ein paar Minuten nach Halblech. Hier hab ich im Internet noch eine kurze Wanderung entdeckt, die so richtig geniale Fotomotive bieten soll. Am Festplatz in Bayerniederhofen beginnt die Tour zum Hergatsriedsee. Sicherheitshalber nahm ich auch mal ein Handtuch und die Badehose mit.
Durch Wiesen, Moore und Kuhweiden wanderte ich zu dem See. Eine kleine Kapelle mit Blick über den See und die Alpen ist das perfekte Fotomotiv. Das Wetter war an diesem Tag bilderbuchmäßig und so nahm ich mir tatsächlich die Zeit für ein erfrischendes Bad vor dieser Traumkulisse. Das Leben kann so schön sein.
Nachdem ich wieder an meinem Auto war, fuhr ich dann weiter nach Füssen und bummelte noch ein bisschen durch die Altstadt.
Tag 6: Grandioses Finale einer Tour mit vielen Highlights
Am nächsten Morgen fuhr ich nach Schwangau. Ich wollte schon immer mal Neuschwanstein besichtigen. Aber bisher hatten mich die Besuchermassen und das Gedränge davon abgehalten. Stundenlanges Anstehen bis ich ins Schloss komme, war für mich die reine Horrorvorstellung.
In der Hoffnung, den großen Ansturm zu umgehen, war ich deswegen gleich morgens um neun Uhr hier und hatte Glück. Es waren nur wenige Menschen da. Ich muss sagen, dass mich der Bau in echt noch mehr beeindruckte als die Bilder, die ich bisher gesehen hatte.
Das Schloss des Märchenkönigs war der letzte Wohnort des scheuen und exzentrischen Monarchen. Bei der Führung erfuhr ich dann, dass es beim Bau gewisse Parallelen gab zu dem Bau des neuen Hauptstadtflughafens. Die Fertigstellung verzögerte sich mehrmals und die Kosten explodierten. Interessant fand ich auch, dass Ludwig seinem Freund Richard Wagner Anspielungen an dessen Opern einbaute.
Von außen und in der Dekoration sollte das Schloss an eine mittelalterliche Burg erinnern. Bei der Ausstattung war es jedoch als ein, für damalige Verhältnisse, hypermodernes Gebäude geplant. Man mag es kaum glauben, aber hier wurden Telefonleitungen eingebaut. Darüber hinaus gab es eine Heizung, Warmwasseraufbereitung und Toiletten mit automatischer Spülung.
Das ermöglichte die perfekte Verbindung von Leben in mittelalterlicher Umgebung mit modernem Komfort. Das zu sehen, ist echt beeindruckend. Nach der Führung ging ich noch zu der berühmten Marienbrücke, die über die Pöllatschlucht führt und schoss dort noch ein paar Fotos für mein digitales Fotoalbum.
So endete also meine Reise entlang der Romantischen Straße. Aber ein Schmankerl hatte ich mir noch für den Schluss aufgehoben. Ich fuhr zur Talstation der Tegelbergbahn und ging von dort zur Reith Alpe. An der urigen Almhütte mit Blick auf die Schlösser gönnte ich mir noch eine echt bayrische Brotzeit, bevor ich gemütlich entlang der Deutschen Alpenstraße zurück nach München fuhr.
Es war ein toller Trip, der mir viele Kindheitserinnerungen brachte, aber auch eine Fülle an neuen Eindrücken und sehr leckerem regionalem Essen. So ganz nach meinem Geschmack.