Das queerfreundlichste Land der Welt – unsere Tipps für Gay Malta

Lesbisch, schwul, trans – wer nicht in die von Traditionen und überholten Normen geprägte Welt passt, erlebt zuweilen Ausgrenzung und Anfeindung. Wie gut, dass die Welt sich aber in vielen Ländern sehr zum Positiven entwickelt. Wenn ihr auf der Suche nach einem Reiseziel seid, in dem ihr als queere Menschen unbeschwert Urlaub machen könnt, solltet ihr Malta ganz oben auf eure Bucket-Liste setzen. Warum erklären wir euch in diesem Beitrag.

Mit der sexuellen Revolution Ende der 1960er-Jahre entstanden Orte, an denen Lesben und Schwule sich offen zeigen konnten und von Städten wie San Francisco, New York, Ibiza und Sitges wehte ein Wind der Befreiung durch die angestaubten Stuben. 1970 brachte dann ein gewisser John D. Stamford den ersten Spartacus Gay Travel Guide heraus, in dem er Orte listete, an denen sich schwule Männer treffen konnten. Zehn Jahre später waren darin über 250 Länder aufgeführt und nach einem ersten Ratingsystem von sicher bis ayor (at your own risk) aufgelistet. Schnell eroberte sich dieser Reiseführer den Titel „schwule Bibel“. Im Jahr 2012 ging aus dem Spartacus Guide der Gay Travel Index hervor, der aktuell 202 Länder nach ihrer Liberalität queeren Menschen gegenüber listet. Grundlage für die Auflistung sind 17 Kategorien von Anerkennung gleichgeschlechtlicher Ehen, über Adoption bis hin zu drastischen Strafen für Queere.

Was hat das mit Malta zu tun? Nun, im Jahr 2023 steht die kleine Inselrepublik im Mittelmeer vor Kanada und der Schweiz ganz oben auf der Liste der queerfreundlichsten Nationen. Das ist für uns ein guter Grund Gay Malta als Reiseziel vorzustellen.

Inhaltsverzeichnis

• EuroPride 2023 – Malta im Zeichen des Regenbogens
• Queerfreundliche Viertel – wo ihr ihr selbst sein könnt
• Schaulaufen an LGBTQ+ Stränden
• Hot, hotter – die mega Clubs und Bars
• Queerfriendly Hotels auf Malta

Häufig gestellte Fragen

• Wie steht Malta zu LGBT?
• Wo ist es am schönsten in Malta?
• Wie viele Tage braucht man auf Malta?

Das Wichtigste im Überblick

• Malta hat einige der liberalsten und umfassendsten Gleichstellungsgesetze für die LGBTQ+ Community der Welt
• Auch die Einheimischen zeigen sich queeren Menschen gegenüber sehr tolerant
• Heiße Partynächte erlebt ihr in Clubs, deren Publikum bunt gemischt oder exklusiv gay ist

Die ultimativen Tipps für Gay Malta

Einen sehr großen Teil der Kategorien für den Gay Travel Index nehmen die gesetzlichen Bestimmungen eines Landes ein, aber auch Punkte wie queeres Nightlife und Akzeptanz durch die Bevölkerung sind wichtige Aspekte. Ein Land, das auf Platz 1 des Gay Travel Index landet, hat also gerade für die queere Community einiges zu bieten.

EuroPride 2023 – Malta im Zeichen des Regenbogens

In den frühen Morgenstunden des 28. Juni 1969 wehrten sich die schwulen Gäste des Stonewall Inn in New Yorks Christopher Street zum ersten Mal gegen die Unterdrückung und Anfeindung durch Gesetze und deren ausführendes Organ die Polizei. Immer mehr Städte in immer mehr Ländern erinnerten von da an jedes Jahr mit einer großen Parade an dieses Ereignis. Während man in Deutschland noch heute vom CSD (Christopher Street Day) spricht, nennt sich die Veranstaltung in den meisten anderen Ländern inzwischen Gay Pride – wobei der Zusatz Gay immer öfter wegfällt, da er einen Bezug zu schwulen Männern herstellt und den Forderungen nach Gleichberechtigung aller Minderheiten nicht gerecht wird.

Man kann ernste Anliegen auch sehr fröhlich präsentieren

Seit 1992 findet jedes Jahr in einer anderen europäischen Stadt das EuroPride Festival statt. Teils über mehrere Wochen hinweg gibt es dann Konzerte, Workshops, Diskussionsveranstaltungen usw., die für mehr Toleranz und Akzeptanz sorgen sollen. Der Höhepunkt jeder EuroPride ist eine riesige, bunte und fröhliche Parade, in der sich einerseits die queere Community feiert, andererseits aber auch nicht queeren Menschen gezeigt wird, wie divers queeres Leben ist. 2017 zählte die EuroPride in Madrid immerhin drei Millionen Besucher.

In 2023 wird also Valletta vom 07. bis 17. September die queere Hauptstadt Europas unter dem Motto „Equality from the Heart“. Am 07. September wird es eine große Eröffnungszeremonie geben. Am 09. September wird dann die kleine Insel Gozo bei einer Pride Parade und anschließendem Konzert zur LGBTQ+ Partymeile. Vom 09. bis 15.09. erwartet das Pride Village auf Malta seine Gäste und am 16.09. wird Valletta zunächst beim EuroPride March gestürmt und beim Konzert am Abend zur queeren Partyzone gemacht. Wenn ihr danach immer noch nicht genug habt, könnt ihr am 17.09. eine letzte Party im Hafen von Valletta feiern. Begleitet werden die großen Veranstaltungen von Ausstellungen, Filmvorführungen und diversen Performances. Eines der schrillsten Events wird die Drag Night am 15.09.

Queerfreundliche Viertel – wo ihr ihr selbst sein könnt

Wenn man bedenkt, dass Malta ein sehr katholisch geprägtes Land ist, in dem Scheidungen erst seit 2011 legal sind, überrascht es umso mehr, dass die kleine, heile Inselwelt eines der queerfreundlichsten Länder ist. Das Gesetzespaket zur Gleichstellung sexueller Minderheiten im Parlament wurde mit sagenhaften 66:1 Stimmen angenommen. Auf Malta und Gozo werdet ihr also keinen Ort finden, an dem sich jemand darüber aufregt, wenn zwei Männer oder Frauen frisch verliebt und händchenhaltend durch die Straßen laufen.

Landschaft von Mellieha Stadt mit der wunderschönen Bucht

Ihr wählt also euer Hotel nach euren individuellen Ansprüchen aus. Wenn es etwas ruhiger sein soll, empfiehlt sich der Ort Mellieha im Norden von Malta. In St. Julians gibt es einige queerfriendly Hotels und viel Bars und Clubs, wo sich queer und hetero vermischen. Wenn ihr lieber unter Gleichgesinnten sein und auch abends in den Gay Bars feiern wollt, empfehlen wir euch das Zentrum von Valletta. Dort sind die einschlägigen Bars und einige gayfriendly Hotels, sodass der Heimweg am Ende eurer Partynacht nicht weit ist.

Schaulaufen an LGBTQ+ Stränden

Müssen wir es nochmal erwähnen? Auch an den Stränden Maltas seid ihr willkommen. Einen Aufreger verursacht ihr vielleicht mit euren Tatoos und Piercings, das hat aber nicht mit eurer sexuellen Orientierung zu tun. Also zeigt her, was ihr habt (an Körperschmuck und Muskeln, natürlich). Viele Strände gibt es in Malta ohnehin nicht und so müsst ihr sie euch teilen. Ein paar Plätzchen, an denen sich die Community in der Sonne aalt, gibt es dann aber doch.

In Mellieha gibt es den wunderschönen Riviera Beach. Wenn ihr an diesem zum linken Ende geht, kommt ihr zu einem kleineren, etwas abgetrennten Strand. Dort lässt die Community die Hüllen fallen, auch wenn es offiziell nicht erlaubt ist. Etwas weiter südlich liegt die nicht so leicht zugängliche Gnejna Bay. Da dieser Strand nicht gerade einfach zu erreichen ist, tummeln sich hier die meisten Badenden auch ohne Klamotten. Das gleiche gilt für die teils felsige Küste Ras il Qarraba.

Golden Beach Riviera

Noch so einen einsamen und romantischen Rückzugsort erreicht ihr nach einem etwas längeren Spaziergang in Fomm ir-Rih. Die bisher erwähnten Strände liegen an der Westküste und bieten euch besonders romantische Sonnenuntergänge. An der Nordküste findet ihr noch einen einsamen Strand in der Mgiebah Bay. Auch der ist erst nach einem längeren Spaziergang zu erreichen.

Ihr fühlt euch am Strand nur wohl, wenn sich dort die Community trifft? Dann solltet ihr bedenken, dass ihr an all den erwähnten Stränden, wie an den meisten Gay Stränden der Welt keine Infrastruktur vorfindet und ihr alles, was ihr für den Strandtag braucht, selbst mitbringen müsst.

Hot, hotter – die mega Clubs und Bars

Malta ist ein kleines Land mit einer überschaubaren Zahl an Einwohnern. Das bedeutet aber auch, dass die Auswahl an Gay Bars auf Malta begrenzt ist. Aber ganz ehrlich? Selbst in den Gay Zentren dieser Welt vermischt sich die Szene immer mehr zwischen queer und hetero. Also seid auch ihr mal tolerant und lasst die Heten mitfeiern.

So ganz auf reine Community Events und Partylocations verzichten müsst ihr dann aber doch nicht in Malta. Eine gayfriendly Bar, die ihr unbedingt gesehen haben solltet, ist der Thirsty Barber. Den Eingang zu dieser Bar im Stil der Prohibition der USA in den 1920er Jahren müsst ihr aber erst finden. Eine kleine und gechillte Gay Bar ist das Maori in der St. Elmos Bucht gegenüber dem Wrack der HMS Maori.

Party auf Malta

Der einzige schwule Club auf Malta ist die Michelangelo Club Lounge. Dort findet ihr auf zwei Etagen zwei Tanzflächen, einen Lounge Bereich und einen privaten Bereich. Hier werden dann auch Themenabende wie Twink-Night, Disco oder Cruising organisiert.

Neben Bars und Clubs gibt es auf Malta regelmäßige queere Clubnights. Bereits seit 2016 trifft Popkultur auf Mode bei den Lollipop Partys. Die Partys steigen einmal im Monat an unterschiedlichsten Orten als Pop-up Club. Auf diesen Themenpartys heizen euch die angesagtesten DJs der Szene so richtig ein. Die Lollipop Nächte sind berühmt und einfach nur heiß.

Seit 2022 ist auch die NERVE Partyreihe am Start. Diese Partys sind eine Mischung aus Dragshow, Performers und kultiger Musik. Auch bei den NERVE Partys legen die besten DJs der Szene auf, aber die heizen euch mit Euro-Pop und dem besten der Eurovision Song Contests ein. Auf diesen Partys wird es richtig wild.

Queerfriendly Hotels auf Malta

In einem Land, das so offen und liberal ist wie Malta, könnt ihr euch das Hotel aussuchen, das euch am besten gefällt. Gays sind auf Malta überall gern gesehene Gäste. Bei der Wahl eures Hotels zählt also nur euer Geschmack. Wollt ihr euch einen luxuriösen Urlaub in einem historischen Gebäude gönnen, findet ihr eine große Auswahl in Valletta oder St. Julians. Die ruhigere Seite der Insel lernt ihr in Mellieha oder Mdina, der ehemaligen Hauptstadt kennen. Die LGBTQ+ Community ist auf Malta überall willkommen. Wenn ihr euren Urlaub auf Malta in der Community verbringen wollt, gibt es die Möglichkeit sich bei Gays privat einzumieten. Da müsst ihr dann auf den Hotelservice verzichten, habt aber direkten Anschluss an die Szene und erhaltet die besten Tipps von lokalen Insidern.

Chillen am Pool im queerfriendly Umfeld

Häufig gestellte Fragen zu Gay Malta

Menschen, die nicht in traditionelle Normen passen, laufen Gefahr angefeindet oder ausgegrenzt zu werden. Wenn ihr euch zur queeren Community zählt, habt ihr das bestimmt schon einmal erlebt. Da ist es dann klar, dass ihr euch Fragen stellt, bevor ihr euer nächstes Urlaubsziel wählt.

Wie steht Malta zu LGBT?

Wenn ihr diesen Beitrag bis hierher gelesen habt, kennt ihr die Antwort ja schon. Zumindest in der Gesetzgebung gibt es kaum ein Land auf dieser Erde, das näher dran ist an der kompletten Gleichstellung von allen Menschen unabhängig von Religion, Rasse oder sexueller Orientierung. Dass dies auch in der Bevölkerung angekommen ist, zeigt ein Zahlenvergleich. Bei einer Umfrage im Jahr 2006 sprachen sich gerade mal 18 Prozent der Malteser für die Anerkennung der gleichgeschlechtlichen Ehe aus. Zehn Jahre später waren es bereits 65 Prozent. Ein sehr gutes Beispiel, wie die Politik einen positiven Einfluss auf Skeptiker nehmen kann.

2016 sprachen sich 65 Prozent der Malteser für die Anerkennung der gleichgeschlechtlichen Ehe aus. 

Wo ist es am schönsten in Malta?

In einem Land, dessen Fläche etwa der Fläche der Stadt München entspricht, muss man nicht lange nach den schönsten Plätzen suchen. Die Frage, die sich stellt, ist: Was ist für euch das Schönste? Mit Valletta und Mdina habt ihr zwei Orte, die reich sind an Geschichte und historischen Sehenswürdigkeiten. Auf Gozo entdeckt ihr verträumte, einsame Landschaften und die Blaue Lagune bei Comino ist sicherlich einer der schönsten und außergewöhnlichsten Badeplätze im Mittelmeer. Diese natürliche Schönheit gepaart mit der Gastfreundschaft, auch queeren Menschen gegenüber, machen Malta zu einem besonderen Reiseziel für Gays.

Comino blaue Lagune

Wie viele Tage braucht man auf Malta?

Ihr könnt euch die Highlights von Malta an einem langen Wochenende anschauen. Wir sind aber der Meinung, dass man es in einem Land, das so offen gegenüber LGBTQ+ Reisenden ist, es gerne auch etwas länger aushalten kann. Nehmt euch also ein paar zusätzliche Tage Zeit, um an den Stränden zu entspannen und einfach mal die lockere und willkommene Atmosphäre zu genießen. Langweilig wird es euch nicht so schnell in Malta. Wenn ihr zur EuroPride nach Malta reisen wollt, dürft ihr ja schon mal 10 Tage lang feiern und braucht danach bestimmt noch ein paar Tage zum Ausruhen.

Plant Zeit für ein leckeres Picknick am Strand ein. 

Fazit zu Gay Malta:

Ihr wollt im Urlaub mit eurem Lieblingsmenschen ein paar unbeschwerte Tage genießen und händchenhaltend am Strand spazieren? Was für Hetero-Pärchen völlig normal ist, wird für Menschen, die nicht in das traditionelle Beziehungsschema passen, schon mal zum Spießrutenlauf. Wie gut, dass es Länder wie Malta gibt, die euch als Teil der LGBTQ+ mit offenen Armen empfangen und wo die Menschen sich nicht darüber aufregen, wenn zwei Männer oder Frauen in der Öffentlichkeit zu ihrer Liebe stehen. Besonders positiv fällt in Malta auch auf, dass es keine Szenelokale braucht, um ganz frei einfach mal feiern zu können. Dennoch findet ihr auf Malta Bars und Clubs, die Gays vorbehalten sind, wenn ihr einmal unter euch sein wollt.