Dicht bewaldete Hügel und liebliche Täler, die von kleinen Bächen durchzogen werden, sind charakteristisch für Deutschlands größtes und höchstes Mittelgebirge. Der zweitjüngste Nationalpark Deutschlands ist Teil des Naturparks Schwarzwald Mitte/Nord und hat einiges zu bieten. In diesem Beitrag stellen wir ihn euch im Detail vor.
Inhaltsverzeichnis:
Was macht den Nationalpark Schwarzwald so besonders?
Ursprünglich war der gesamte Schwarzwald mit einem Mischwald aus hauptsächlich Buchen und Tannen bewachsen. Im Lauf der Zeit wurden diese Bäume aber durch eine Fichtenmonokultur ersetzt, weil diese Bäume schnell wachsen und die Waldbauern so bessere wirtschaftliche Bedingungen erreichten. Genau dieser Umstand ist aber auch einer der Gründe, warum genau hier der Nationalpark entstand. In den 1990-er fegten kurz hintereinander mehrere Orkane über die Berge und zerstörten einen Großteil dieser Fichtenwälder. Statt diese Gebiete wieder aufzuforsten, hat man die umgeknickten Bäume entfernt und einen Großteil des Gebietes sich selbst überlassen. So soll im Laufe der Zeit wieder ein ursprünglicher Mischwald entstehen, der heftigen Stürmen besser trotzen kann und die ursprüngliche Situation wieder herstellt.
1. Die verschiedenen Zonen des Schwarzwalds
Die beiden Teile des Nationalparks sind noch einmal in Zonen eingeteilt. In der Kernzone wird die Natur komplett sich selbst überlassen und der Mensch greift nicht mehr in die Entwicklung ein. In diesem Bereich gilt das Motto „Natur Natur sein lassen. Einen Vorgeschmack darauf, wie der Park einmal aussehen könnte, bekommt ihr am Wilden See, an dessen Ufern schon seit hundert Jahren ein Bannwald besteht. Ihr erreicht diesen von Ruhestein aus, das direkt an der B500, der Schwarzwaldhochstraße liegt.
In der Entwicklungszone werden die Wälder darauf vorbereitet im Jahr 2044 in die Kernzone zu wechseln. Hier dürfen von der Parkverwaltung noch Holz geschlagen und Schädlinge bekämpft werden. Insbesondere sollen hier Pflanzenschädlingen wie dem Borkenkäfer auf die Pelle gerückt werden. Die dritte Zone ist die Managementzone, die auch weiterhin so bleiben soll. In diesen Gebieten greift die Parkverwaltung aktiv in die Entwicklung ein um Biotope zu erhalten und seltenen Tier- und Pflanzenarten das Überleben zu sichern.
Eine weitere Besonderheit des Nationalparks sind die sogenannten Grinden. Das sind Bergheiden in den Hochlagen, die teilweise aus Mooren bestehen. Auf diesen Flächen wachsen viele seltene Pflanzen. Damit diese nicht verloren gehen, liegen sie in der Managementzone. Denn ohne das Eingreifen des Menschen würden diese Flächen verwalden und bedrohte Pflanzen und Tiere ihren Lebensraum verlieren.
2. Das Tierreich im Nationalpark Schwarzwald
In den Wäldern des Parks tummeln sich zahlreiche Tierearten, unter anderem Rehe, Hirsche, Baummarder, Fledermäuse und viele Vogelarten, darunter das sehr seltene Auerhuhn. Die Grinden und Moore bieten der Kreuzotter und vielen seltenen Vogelarten eine Heimat. Und dann gibt es noch die Moorseen, an denen seltene Pflanzen wie der fleischfressende Sonnentau wachsen.
Kurz nach Eröffnung des Parks konnte sogar ein junger Steinadler gesichtet werden. Diese Raubvögel lebten hier zuletzt vor 200 Jahren.
3. Das Tourismuskonzept – Wie verbindet man Naturschutz mit dem Wunsch der Menschen diese einzigartige Landschaft zu erkunden?
In diesem Bereich hat sich die Nationalparkverwaltung Gedanken gemacht, wie man das Gebiet einerseits schützt, andererseits aber für möglichst viele Menschen zugänglich macht und ihnen die Werte der Natur vermittelt. Ein besonderes Augenmerk wurde dabei auf die Themen Barrierefreiheit und Inklusion gerichtet. Schließlich will man allen die es möchten Zugang zu diesem Schatz gewähren.
Allerdings wird man hier auch darauf achten, dass nicht zu viele Menschen gleichzeitig im Park sind und somit das fragile System nicht stören. Dazu wird bei den angebotenen Aktivitäten auch die ganze Region um den Park mit einbezogen. Mit einem durchdachten Verkehrssystem will man euch außerdem dazu bewegen, euer Auto fern des Parks stehen zu lassen und zu den interessanten Punkten mit Bussen zu fahren. Schließlich hat der Park nicht nur die Aufgabe die Natur zu schützen sondern auch die Besucher zu unterrichten und auf die Bedeutung des Naturschutzes hinzuweisen.
Allgemeine Informationen über den Schwarzwald Nationalpark
An der Bundesstraße 500, der Schwarzwaldhochstraße, erwartet euch am Ruhestein ein großes Besucherzentrum. Dort bekommt ihr Informationen zu Wanderwegen. Außerdem wird es dort eine mehrsprachige Dauerausstellung zum Thema Wildnis, biologische Vielfalt und Nachhaltigkeit geben. In diesem barrierefrei geplanten Haus werdet gibt es auch ein gastronomisches Angebot und einen Souvenirshop. Das Highlight ist der Skywalk, auf dem ihr mitten durch die Baumkronen laufen könnt.
Ein weiteres Besucherzentrum soll das Nationalparkhaus im nördlichen Teil des Parks in Forbach-Herrenwies werden, dessen Eröffnung im Sommer 2021 geplant ist. Es entsteht in einem denkmalgeschützten Pferdestall des Forsthauses Herrenwies. Auch dort wird es Räumlichkeiten für Ausstellungen und Veranstaltungen geben.
Wenn ihr von Baiersbronn aus dem Tonbach flussaufwärts folgt, erreicht ihr die erste von sechs geplanten Rangerstationen. Neben Seminaren für Schulklassen soll das Angebot auch meditative Kurse unter dem Motto „die Natur tut der Seele gut“ beinhalten. Eine zweite Station ist in Allerheiligen bei Oppenau geplant, da die dortigen Wasserfälle schon jetzt viele Besucher anziehen.
Wenn ihr die volle Dröhnung Nationalpark genießen wollt, könnt ihr euch eins der sechs Trekkingcamps reservieren. Die liegen mitten im Wald und sind nur zu Fuß erreichbar. An diesen Camps gibt es Stellplätze für bis zu drei Zelte, eine Feuerstelle und ein Toilettenhäuschen. Natur pur für euch, damit ihr ausprobieren könnt, ob ihr in der Wildnis überlebensfähig seid.
Wie in jedem Nationalpark der Welt gibt es auch im Schwarzwald bestimmte Regeln, die ihr beachten solltet. Eigentlich sind diese aber selbstverständlich, wenn man sich in der Natur bewegt.
- Verlasst keinesfalls die ausgeschilderten Wege
- Tiere stören oder füttern ist ein No-Go
- Hunde müssen an die Leine
- Übernachten im Park ist außer an den Trekkincamps nicht erlaubt
- Offenes Feuer ist verboten
- Wenn ihr unbedingt eine rauchen müsst, nehmt die Kippe danach mit und entsorgt sie wie den Rest eures Mülls an dafür vorgesehenen Plätzen
- So verlockend die Seen im Sommer auch aussehen mögen, Baden ist tabu
- Ebenso das Sammeln von Pflanzen, Pflanzenteilen und Pilzen
- Geparkt wird nur dort, wo es euch das bekannte blaue Schild erlaubt
- Drohnen und andere Flugobjekte sind nicht gestattet
Ihr wollt noch mehr Nationalparks in Deutschland erkunden? Hier geht es zu unseren Beiträgen dazu:
… Reisetipps für den Bayerischen Wald
… Reisetipps für den Müritz Nationalpark
… Reisetipps für den Nationalpark Eifel
1. Wann lohnt sich ein Besuch?
Den Nationalpark könnt ihr das ganze Jahr über besuchen. Jede Jahreszeit hat ihren Reiz. Im Frühjahr und Sommer entdeckt ihr die Vielfalt der Wildblumen, wenn diese blühen. Das ist mit Sicherheit die bunteste Zeit im Park. Normalerweise bietet der Herbst ja auch viele Farben.
Da es im Schwarzwald aber hauptsächlich Nadelwälder gibt, wird das (noch) nix mit schönem Herbstlaub. Zum Wandern ist diese Zeit aber dennoch hervorragend geeignet. Besonders schön ist hier auch der Winter, wenn ihr auf Langlaufskiern oder Schneeschuhen durch den Park streift. Vorausgesetzt es gibt genügend Schnee dafür.
2. Wie komme ich in den Park?
Ihr erreicht das Besucherzentrum am Ruhestein über die Schwarzwaldhochstraße (B500) ab Baden-Baden. Von Baiersbronn aus führt eine Landstraße dort hin. Von dort führt eine Kreisstraße nach Allerheiligen, die aber bis Herbst 2020 aufgrund von Bauarbeiten gesperrt ist.
Besonders nachhaltig wird euer Besuch, wenn ihr mit den Öffentlichen Verkehrsmitteln anreist. Von Baden-Baden, Forbach, Bühl, Achern und Oppenau könnt ihr mit dem Bus zum Mummelsee und von dort in den Nordteil des Parks. Auch ab Freudenstadt fahren Busse. Diese halten auch an Punkten im Südteil des Parks.
Für den gesamten Schwarzwald gibt es die KONUS-Gästekarte, die es euch erlaubt Busse und Bahnen in der gesamten Region und somit auch außerhalb des Parks, kostenfrei zu nutzen. Diese Karte erhaltet ihr in eurer Unterkunft, sofern eure Gastgeber an diesem Programm teilnehmen.
Solltet ihr diese Karte nicht erhalten, könnt ihr mit dem Baden-Württemberg Ticket nicht nur den Zug für die Anreise nutzen, sondern auch die Busse, die durch den Park fahren. Dieses Ticket gibt es ab 24 Euro.
Außerdem gibt es in den Bussen noch das Nationalpark-Ticket ab 2,40 Euro, mit dem ihr alle Busse im Park nutzen könnt.
Wandern im Schwarzwald
Der Schwarzwald ist ein super Ziel für alle Wanderbegeisterten. Ihr könnt zwischen vielen verschiedenen Routen mit unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden und Längen wählen.
Im Nordteil gibt es zwei Erlebnispfade, auf denen ihr und eure Kids noch was lernen könnt. So erfahrt ihr auf dem „Luchspfad“ alles Wissenswerte über die Raubkatze, die hier mal heimisch war. Auf dem Wildnispfad „Abenteuer nach dem Sturm“ wird euch die Situation nach den verheerenden Unwettern vors Auge geführt und ihr müsst teilweise über querliegende Stämme klettern. Im Südteil befindet sich der „Lotharpfad“, der zeigt, wie sich ein Wald nach einem Sturm ohne menschliches Eingreifen entwickelt. Auf diesem Pfad wandert ihr über Stege, Leitern, Treppen und gelangt zu einer Aussichtsplattform mit grandiosem Blick über den Nordschwarzwald.
Am Schliffkopf und am Seekopf im südlichen Teil des Nationalparks gibt es zwei spezielle barrierefreie Wanderungen, die ihr sogar mit dem Rollstuhl bewältigen könnt. So wandelt ihr hier auf weiten Strecken entlang der 1000-Meter-Höhenlinie über einen verdichteten Schotterweg, der auch mit dem Rollstuhl bezwingbar ist. Die Tour am Seekopf ist etwas anspruchsvoller und verläuft am Anfang über einen Serpentinenweg bergaufwärts. Dieses Teilstück lässt sich aber auch mit einem Sessellift umgehen.
Eine besonders schöne Wanderung führt euch im Südteil von der Klosterruine Allerheiligen zu einem Wasserfall und der dazugehörigen Schlucht. Im Tonbachtal wandert ihr durch Wiesen und Weiden zum Rotwildgehege, wo ihr Hirsche sehen könnt, die man sonst eher selten zu Gesicht bekommt, da die Tiere sehr scheu sind. Aussichtsreiche Touren mit Blick über das Rheintal, teilweise bis zu den Vogesen gibt es am Schliff- und Vogelskopf.
Oder ihr wandert durch den Bannwald zum Wilden See. Diese Wanderungen sind von der ganzen Familie zu bewältigen. Die längste der Touren mit 11 Kilometern führt zum Hutzenbacher See mitten in der Kernzone des Parks.
Die einfachste und entspannendste Möglichkeit den Park zu genießen ist das sogenannte Waldbaden. In Japan ist das Eintauchen in die Tiefe der Wälder sogar Teil der ganzheitlichen Gesundheitsvorsorge. Bäume zum Umarmen findet ihr im Schwarzwald genügend.
Radfahren im Park- geht das?
Das Befahren der Wege im Nationalpark Schwarzwald ist verboten, somit müsst ihr, wenn ihr in der Gegend Rad fahren wollt, auf den Naturpark Schwarzwald ausweichen, der den Nationalpark umgibt. Es gibt aber eine spezielle Rennradtour auf den Nebenstraßen, die durch den Park führen, von Freudenstadt über den Ruhestein nach Oppenau und zurück. Die ist 67 Kilometer lang und es gilt über 1.200 Höhenmeter zu überwinden. Auf dieser Tour müsst ihr euch allerdings die Straße mit den Autos teilen. Na, dann vielleicht doch lieber wandern?
Der noch junge Nationalpark hat seinen Besuchern also bereits sehr viel zu bieten. Der faszinierendste Aspekt dürfte aber sein, dass ihr hier live miterleben könnt, wie der Park entsteht und sich weiter entwickelt. Das gibt es nur in wenigen Parks zu sehen. Dadurch habt ihr auch einen Grund den Schwarzwald öfters zu besuchen und immer wieder die Fortschritte mit zu verfolgen. Erlebt die einzigartige Möglichkeit dabei zu sein, wenn der Mensch der Natur wieder mehr Raum lässt und somit schlussendlich auch sein eigenes Überleben sichert. Wir wünschen euch viele spannende Momente und wunderbare Entdeckungen bei eurem Besuch.