Wie vielen anderen Deutschen ging es unserem Kollegen Andreas dieses Jahr ähnlich: Er hat einen Kurzurlaub in der eigenen Heimat verbracht und sich sein Heimatland einmal etwas genauer angesehen. Genauer gesagt, ging es für ihn in die schöne Region rund um den Eibsee und die Zugspitze. In seinem Reisebericht könnt ihr nachlesen, was er dabei erlebt hat und welche Tipps er für euch hat. Hier erfahrt ihr, was es mit der „bayerischen Karibik“ auf sich hat und wie es ist, auf Deutschland „herabzublicken“. Bereit? In Bayern sagt man: Pack mas!
Tag 1: Anreise und bayerische Freuden
An einem sonnigen, wolkenlosen Tag ging es in aller Frühe los. Bis kurz vor Garmisch-Partenkirchen lief alles reibungslos. Dort musste ich aprubt abbresmsen, denn schon weit vor dem Ortseingang stauten sich Fahrzeuge – na, toll… Als ich jedoch in Schrittgeschwindigkeit immer weiter ins Ortszentrum vorfuhr, merkte ich, dass Besuchermassen nicht für den Stau verantwortlich waren: Eine wichtige Hauptstraße war komplett gesperrt, weil hier der örtliche Burschenverein und die Freiwillige Feuerwehr ein Jubiläums-Straßenfest abhielten.
Kurz bevor ich auf die Umleitung abbog, erhaschte ich einen Blick auf das bunte Treiben: Männer in zünftigen Lederhosen, Frauen in feschen Dirndln, Bierbänke soweit das Auge reicht und etliche Verkaufsbuden für Bier und kulinarische Schmankerl – dass ich hier später vorbeischauen wollte, stand für mich spätestens zu diesem Zeitpunkt fest!
Nachdem ich meine Unterkunft erreicht und mein Fahrzeug geparkt hatte, schlenderte ich zurück zum Straßenfest im Ortszentrum. Auch wenn man mir vermutlich anmerkte, dass ich nicht aus der Region war, kam ich am Biertisch schnell mit Einheimischen ins Gespräch und freute mich über die aufgeschlossene Gastfreundschaft – naja, der ein oder andere Witz auf Kosten der Landeshauptstadt München, war dann doch dabei…
Und so genoss ich bei einer frischgezapften Maß Bier und köstlichsten Kässpatzen die Sonne und das alpine Panorama und lauschte den Klängen der Blasmusik.
Obwohl ich es hier noch viel länger ausgehalten hätte, ging ich nach ein paar Stunden zurück zu meiner Unterkunft (wobei ich mich in das typisch bayerische Stadtbild Garmisch-Partenkirchens verliebte) und ruhte mich aus – schließlich wollte ich fit für die kommenden Abenteuer sein! Authentischer und bayerischer hätte der Anreisetag jedenfalls nicht sein können…
Tag 2: Eibsee: Klares Wasser, idyllische Natur, spektakuläre Ausblicke
Nach den Folklore-Eindrücken des Vortags hatte ich die Nacht über wie ein Baby geschlummert – ok, das Bier half vermutlich auch dabei… Nach einem zünftigen Frühstück marschierte ich durch das relativ leere Garmisch (vielleicht dauerte das Fest am Vortag für den ein oder anderen doch etwas länger) zum Bahnhof der Stadt, um einen Linienbus zu erwischen. Und schon ging es los, mein Abenteuer in der Heimat!
Mein Ziel: Der Eibsee! Ich löhnte knapp 5 Euro beim freundlichen Busfahrer und los ging die gemütliche Fahrt… Die Straße führte entlang malerischer Hügel- und Waldlandschaften und durch kleine, bayerische Örtchen. Dass über dieser Szenerie mit der Zugspitze der höchste Berg der Republik thronte, machte die Busfahrt noch kurzweiliger.
Nach etwas mehr als 20 Minuten überquerte der Bus eine kleine Anhöhe, ehe ich den ersten Blick auf den Eibsee genießen konnte – ein traumhafter Anblick! Spätestens jetzt war ich auch froh, dass ich mein Auto stehen gelassen habe, denn der Rückstau zu den Parkplätzen direkt am Eibsee ist gewaltig. Hier hätte ich bestimmt ein paar Stunden verloren… So fuhr der Busfahrer (etwas schadenfroh grinsend), an der Blechlawine vorbei und ließ mich und die anderen Fahrgäste quasi direkt am Eibsee raus.
Schon nach wenigen Metern kommt man in den Genuss, die ganze Pracht des Sees zu sehen: Das Wasser ist kristallklar und funkelt türkis im Sonnenschein, während sich ringsum Tannenwälder und Berggipfel erheben – ein Ambiente, das mich unweigerlich an die berühmten Gebirgsseen der Rocky Mountains in Kanada erinnerte.
Nachdem ich mich erstmal auf einen Felsen setzte, die surreale Szenerie auf mich wirken ließ, machte ich mich an die Umrundung des Sees. Der „Hauptweg“, der um den See führt, besteht aus groben Kieselsteinen und ist überall befestigt und sicher. Aufpassen muss man bisweilen auf einige Radfahrer, die bei der „Tour de Eibsee“ offensichtlich Geschwindigkeitsrekorde aufstellen wollen.
Während ich so meines Wanderweges ging, war ich wirklich von den vielseitigen Landschaftsbilder überrascht, die der Eibsee zu bieten hat: Mal offenbart sich durch die dicht bewaldeten Ufer ein schöner Blick auf das Wasser, während man an anderer Stelle weitläufige und flach abfallende Kieselstrände finden kann.
An einem dieser Strände zog ich meine Schuhe aus (feste Sportschuhe sind für diese Tour übrigens absolut ausreichend) und ging knöcheltief ins Wasser. Das reichte mir dann auch schon… Baden im Eibsee scheint im Frühjahr nur etwas für ganz Hartgesottene zu sein! Dennoch konnte ich mir vorstellen, dass gerade Familien an den Stränden des Sees tolle Urlaubsstunden verbringen – zumal im Sommer das Wasser auch etwas wärmer ist.
Der Weg, der trotz einiger Steigungen wirklich für jedermann zu schaffen ist, führte mich schließlich am Westufer des Eibsees auf eine Anhöhe. Hier offenbarte sich mir ein atemberaubendes Panorama: Während unter mir das kristallklare Wasser gerade um die kleinen Inselchen regelrecht karibisch anmutete, erhob sich im Hintergrund das beeindruckende, schneebedeckte Gebirgsmassiv der Zugspitze. Die satten Wälder, die im dunklen Grün erstrahlten, rundeten das natürliche Farbenspiel ab – ein surrealer aber wunderschöner Mix.
Nach diesem Highlight erreichte ich das nördliche Ufer des Eibsees. Dieser Teil des Eibsees ist von kleinen Buchten geprägt, die zum Innehalten einladen – was ich auch tat! Ich setzte mich auf einen Baumstumpf, beobachtete die Fische im Wasser und ließ mir die Sonne aufs Gesicht scheinen. Am Nordufer gibt es auch zahlreiche Felsen, die sich majestätisch aus dem Wasser erheben und in Kombination mit umgefallenen Baumstämmen ein ganz tolles Fotomotiv abgeben. Ich konnte nicht widerstehen und kraxelte in einer der Buchten über „Stock und Stein“. Als ich fast ins Wasser fiel hatte ich meine „Kletterkünste“ genug unter Beweis gestellt und so setzte ich meine Wanderung fort.
Nach etwas mehr als zwei Stunden hatte ich die große „Eibsee-Runde“ geschafft und gelangte zurück an meinen Startpunkt. Hier befindet sich auch die Lokalität „Eibsee-Pavillon“, die neben modernem Interieur und vielseitiger Karte auch mit einer Sonnenterrasse aufwarten kann. Hier gönnte ich mir einen Schweinsbraten sowie ein erfrischendes Radler und genoss den Blick auf die Berge und den See – so fühlt es sich also an, wenn man „wie Gott in Bayern lebt“.
Da es nach dieser köstlichen Mittagspause erst früher Nachmittag war, beschloss ich meinen Tag am Eibsee um einen weiteren Höhepunkt zu erweitern. Direkt neben dem Restaurant befindet sich ein Bootsverleih, in dem man sich „Wassergefährte“ leihen kann, die von Tretbooten über Ruderboote bis hin SUP-Boards reichen. Außerdem kann man von hier aus eine See-Rundfahrt mit dem kleinen Ausflugsboot „Reserl“ starten – die Tour führt zu den schönsten Buchten des Eibsees (7,50 Euro für Erwachsene; 3,50 Euro für Kinder).
Obwohl ich glaubte, dass eine Fahrt auf der „Reserl“ bestimmt ein tolles Erlebnis gewesen wäre, war es mir mehr nach körperlicher Aktivität… Ich entschied mich also dafür, ein Ruderboot für eine Stunde zu mieten, wobei der Preis von 9 Euro gerade noch im Rahmen war. Der freundliche Herr vom Bootsverleih gab mir noch ein paar Instruktionen und kurz darauf „stach ich in See“. Nach anfänglichen Schwierigkeiten kam ich mit den Rudern immer besser zurecht und ich legte eine beachtliche Strecke auf dem Wasser zurück – schließlich war es mein Ziel, eine der Eibsee-Inseln aus der Nähe zu betrachten.
Nach gut 20 Minuten erreichte ich die bewaldete Braxeninsel. Obwohl ich etwas außer Puste war, hatte sich die Mühe gelohnt. Das Wasser in der Umgebung der Insel war derart klar, dass ich auf dem Grund jeden Stein sowie Fische in allen Formen und Größen genau erkennen konnte. Außerdem waren die mächtigen Felsen am Ufer der Insel ein ganz besonderer Anblick. Ich würde im Rückblick sagen, dass ich hier auch den schönste Moment des Tages hatte: Alleine in einem Boot, umgeben vom klaren-türkisen Wasser des Sees, hatte ich den perfekten Ausblick auf die Zugspitze, die unberührten Wälder und das unendliche Blau des Himmels. Ich hielt kurz Inne und versuchte, diesen einmaligen Moment innerlich festzuhalten, ehe ich mich rudernd auf den Rückweg machte.
Am Bootsverleih angekommen, legte auch gerade das „Reserl“ an und ich konnte eine Familie mit Kindern beobachten, die freudestrahlend das Boot verließ – nicht nur mir schien es am Eibsee gefallen zu haben! Ich begab mich die wenigen Meter zur Bushaltestelle und wartete bis der (diesmal etwas volle) Bus mich wieder gen Garmisch fuhr. Ich nahm mir fest vor, dem Eibsee auch mal im Sommer einen Besuch abzustatten – für einen besonderen Badetag in spektakulärem Ambiente, ist dieser bayerische Naturschatz jedenfalls wie gemacht…
Tag 3: Die Zugspitze: Das Dach der Republik
Nach einer erholsamen Nacht, ging ich am nächsten Morgen ziemlich beschwingt Richtung Bahnhof – heute sollte es hoch hinaus gehen! Erster Punkt auf meiner Agenda, die legendäre Bayerische Zugspitzbahn zu nutzen. Dieses Vehikel ist eine von nur noch vier betriebenen Zahnradbahnen in Deutschland und verbindet Garmisch mit der sogenannten Zugspitzplatt auf 2588 Meter.
Am Verkaufsschalter holte ich mir ein paar Infos ein (es gibt mehrere Kombinationsmöglichkeiten für Tickets),bevor ich mich für eine Fahrkarte entschied, die mir eine Berg- und Talfahrt mit der Zahnradbahn bzw. der neuen Seilbahn Zugspitze ermöglichte. Der Preis von fast 60 Euro wirkte für mich zunächst etwas „happig“, doch schnell musste ich feststellen, dass dieses Geld sehr gut investiert war. Schon bevor ich in die Zugspitzbahn einstieg, war Vorfreude angesagt: Die schmalen Waggons tragen die bayerischen Landesfarben weiß und blau und wirken so auf eine putzige Art nostalgisch angehaucht – hier ahnte ich schon: Das wird ein ganz besonderer Tag!
Zu meiner Freude konnte ich einen Fensterplatz ergattern, sodass ich grüne Wiesen, weidende Kühe, alte Bauernhäuser und das alpine Bergpanorama an mir vorbei ziehen sah. Unwillkürlich musste ich an den klischeehaften Spruch denken, dass in Bayern die Welt noch in Ordnung sei. Nach vier Stopps erreichte die Zugspitzbahn die Ortschaft Grainau. Bis hier hin fuhr der kleine Zug ganz klassische auf Gleisen, nun wurde aber angesichts, der immer höher werdenden Berge und Hügel auf die Zahnräder umgestellt.
So erreichten wir den nächsten Halt „Eibsee“. Von hier aus würde sich die Zahnradbahn durch einen Tunnel auf das Bergmassiv der Zugspitze kämpfen und schließlich auf 2588 Meter ankommen. Trotz der beeindruckenden Vorstellung, wie sich die Bahn auf den höchsten Berg Deutschlands kämpft, stieg ich am Eibsee aus – ich hatte einen anderen Plan!
Bereits am Vortag war mir bei meiner Wanderung um den Eibsee die riesige Seilbahn aufgefallen, die quasi direkt den Gipfel der Zugspitze ansteuert. Nach meiner Rückkehr zur Unterkunft hatte ich vorm Schlafengehen noch etwas recherchiert und herausgefunden, dass dieses Meisterwerk der Ingenieurskunst mehrere Rekorde bricht: Mit 1945 Metern zwischen Start und Ziel ist die Seilbahn an der Zugspitze jene mit dem weltweit höchsten Gesamtunterschied, während die einzige tragende Stahlbaustütze mit 127 Metern die größte der Welt ist. Außerdem verfügt die Seilbahn über das weltweit längste Spannfeld (3213 Meter) – nur Fliegen ist schöner… Für mich stand fest: Das muss ich erleben!
Der „Bahnhof“ der Seilbahn befindet sich nur wenige Meter von der Bushaltestelle am Eibsee entfernt, oberhalb des (recht frequentierten) Parkplatzes. Natürlich musste ich etwas warten, doch das Ganze hielt sich mit 20 Minuten noch in Grenzen. Endlich konnte ich eine der riesigen Gondeln betreten: 120 Personen finden hier Platz und obwohl sie gut ausgelastet war, kam zu keiner Zeit das Gefühl einer Enge auf – im Gegenteil.
Schon kurz nachdem sich die Kabine in Bewegung setzte, offenbarte sich mir dank der bodentiefen Verglasung ein unvergessliches Bild: Unter mir zogen Wälder und Felsen vorbei, in der Ferne erhoben sich die markanten Gipfel der Waxensteine – und auch der Eibsee sah von Oben mindestens so malerisch aus, wie tags zuvor. Während die Gondel über dieses märchenhafte Naturpanorama glitt, fühlte ich tatsächlich so was wie grenzenlose Freiheit! Nach knapp 10 Minuten ging es entlang der schneebedeckten Felsmassive etwas steiler aufwärts, ehe die Seilbahn die Bergstation erreichte.
Nun war ich also am höchsten Punkt Deutschlands angekommen… Ich muss schon sagen, dass ich etwas Gänsehaut hatte – und dank der modernen, erst 2017 fertiggestellten Bergstation konnte ich den ergreifenden Moment auch richtig auskosten! Hier befindet sich der Zugang zur Gletscherbahn, die den Berggipfel mit der tieferliegenden Zugspitzplatt verbindet und ein schöner Gastronomie-Bereich (wo ich den wohl „höchsten Kaffee“ meines Lebens genoss).
Absolutes Highlight der Bergstation ist aber definitiv die 360-Grad-Panoramaterrasse, die sowohl einen imposante Perspektive ins Tal ermöglicht, als auch einen einzigartigen Ausblick auf die schneebedeckten Alpengipfel, die endlosen Felslandschaften und den Gletscher der Zugspitze. Obwohl es auf fast 3000 Metern recht kühl war, blieb ich fast eine Stunde auf der Terrasse, da ich mich an dieser Umgebung einfach nicht sattsehen konnte.
Irgendwann konnte ich mich dann doch loseisen und ich betrat den Bahnsteig der Gondel. Zu meiner großen Überraschung war dieser total verglast, sodass man während des Wartens nochmal die Aussicht auf das Tal genießen konnte – ein wahrhaft würdiger Abschluss meiner „Zugspitz-Tour“! Nachdem mich die Gondel wieder an die Station „Eibsee“ gebracht hatte, fuhr ich mit der Zugspitzbahn zum Garmischer Bahnhof. Ein letztes Mal spazierte ich durch diese wunderschöne Stadt, die gerade in Sachen Wintersport des Öfteren Geschichte geschrieben hatte.
Nun hieß es für mich, Abschied nehmen und zurück nach München zu fahren. Mit zahlreichen Erinnerungen, tollen Eindrücken und unvergleichlichen Erlebnissen im Gepäck, kam ich dort gut erholt an – zum ersten Mal seit Langem schienen bei mir Körper, Geist und Seele im Einklang zu sein. Dieser Kurztrip hatte sich definitiv gelohnt…