Wenn man über sehenswerte Städte in Norddeutschland spricht, denkt man nur selten an Lübeck. Zu Unrecht, denn Lübeck gilt sogar als „Mutter“ des mittelalterlichen Kaufmannverbunds. Dementsprechend macht- und prachtvoll wurde in der Stadt über die Jahrhunderte gebaut, sodass sie noch heute vor Sehenswürdigkeiten und mittelalterlichen Bauwerken nur so strotzt. Das beste: Fast alle Highlights in Lübeck lassen sich hervorragend miteinander verbinden, sodass sich auch ein Tagesausflug lohnt, wenn ihr beispielsweise einen Badeurlaub an der Ostsee macht. Neugierig geworden? Kommt mit uns auf eine Reise in Deutschlands „hohen Norden“ und entdeckt mit uns gemeinsam das reiche historische Erbe Lübecks und seine Top Sehenswürdigkeiten:
1. Holsten Tor: Das „wuchtige“ Wahrzeichen Lübecks
Die erste Sehenswürdigkeit Lübecks ist dann auch gleich das Wahrzeichen der Stadt: Das Holstentor! Das spätgotische Bauwerk mit rötlichen Steinen, zinnenartigen Verzierungen und kirchlich anmutenden Fensterbögen begrenzte seit dem Mittelalter die Altstadt gen Westen.
Markantestes Bau-Merkmal des Holstentors sind aber ohne Frage, die beiden massiven Rundtürme mit ihren spitz zulaufenden, schwarzen Dächern – ein imposanter Anblick, der euch schon mal einen ersten Hinweis gibt, wie mächtig Lübeck war.
Einst war das Holstentor Teil der schier unüberwindbaren Stadtbefestigung Lübecks und ist heute neben dem Burgtor das einzige erhaltene Stadttor. Vor allem von der Westseite aus (wo sich am Holstentorplatz eine kleine Grünfläche mit zwei beeindruckenden Löwenstatuen befindet) habt ihr den perfekten Blick für ein Erinnerungsfoto.
Und auch wenn das Tor von außen schon für sich spricht, habt ihr die Möglichkeit, auch das Innere des massiven Bauwerks zu erkunden – das Holstentormuseum erzählt euch in neun verschiedenen Themenräumen mithilfe spannender Exponate die Historie Lübecks und der Hanse.
Der Eintritt beträgt für Erwachsene 8 Euro (für Jugendliche bis zu 18 Jahren 2,50 Euro) und ist für Kinder unter 6 Jahren frei.
2. Die Altstadt: Ein riesiges Freilichtmuseum
Man kann getrost sagen, dass die Altstadt per se DIE Sehenswürdigkeit Lübecks ist. Von den Kanälen der Trave begrenzt, befindet sie sich auf einer Insel und kann dementsprechend nur über Brücken erreicht werden, die mal historisch, mal modern-funktional daherkommen.
Die Altstadt selbst ist von zahlreichen historischen und kirchlichen Bauwerken geprägt, die ebenso das Flair des Mittelalters verströmen, wie die unzähligen kleinen Gassen, in denen es immer etwas zu entdecken gibt. Entlang der Wasserläufe könnt ihr noch einige Überreste der mittelalterlichen Wallanlage entdecken oder beeindruckende Lagerhäuser, die noch aus der Zeit der Hanse stammen.
Es ist also kaum verwunderlich, dass die von zahlreichen Backsteinbauten (wie zum Beispiel der Dom zu Lübeck im Süden der Altstadtinsel oder die St. Petri Kirche im Westen) und Giebelhäusern geprägte Lübecker Altstadt Teil des UNESCO-Welterbes ist. Mit 100 Hektar Größe ist der historische Stadtkern gar das größte Flächendenkmal Deutschlands. Hier warten quasi alle weiteren Sehenswürdigkeiten Lübecks auf euch …
3. Café Niederegger: Heimat des Marzipans
Nur wenige Gehminuten östlich des Holstentors befindet sich an der Adresse Breite Str. 89 das berühmteste der drei Niederegger Cafés. Der Name Niederegger steht seit jeher für Lübecker Marzipan, von dem die Firma nach eigenen Eingaben bis zu 30.000 Kilogramm täglich herstellt.
Zugegeben: Marzipan ist nicht jedermann Sache, dennoch solltet ihr dem Café auch einen Besuch abstatten, wenn ihr mit der süßlichen Masse nichts am Hut habt. Im Café Niederegger könnt ihr bei einem Kaffee eine Pause einlegen und dabei von den zahlreichen anderen Konditoreiprodukten naschen.
Hinzu kommt die liebevolle Dekoration der Verkaufsräume, die beispielsweise aus Marzipanskulpturen in Form des Holstentors, historischer Schiffe oder (je nach Jahreszeit) aus Osterhasen oder Krippenfiguren besteht. Darüber hinaus könnt ihr im zweiten Obergeschoss von Lübecks „süßester“ Sehenswürdigkeit das Marzipanmuseum besichtig. Hier erfahrt ihr einige interessante Infos über Marzipan und könnt weitere Skulpturen bestaunen. Der Eintritt ist frei.
4. Rathaus Lübeck: Ein interessanter Stil-Mix
Direkt gegenüber von Café Niederegger wartet mit dem Rathaus gleich die nächste Lübecker Sehenswürdigkeit auf euch. Das Bauwerk, das zu den bekanntesten Bauwerken der Backsteingotik zählt, besteht streng genommen aus mehreren Gebäuden, den das Rathaus wurde im Laufe der Geschichte um einige Bauten erweitert. So lassen sich bauliche Elemente der Romanik, der Frühgotik und der Spätgotik erkennen.
Der auffälligste architektonische „Ausreißer“ ist eine blütenweiße, mit Ornamenten und Wappen geschmückte Renaissancefassade, die kurioserweise direkt vor einer riesigen gotischen Backsteinwand steht.
Ein weiterer berühmter Bestandteil des Lübecker Rathauses ist die prachtvolle Renaissancetreppe, die zum sogenannten Langen Haus führt. Dieses wiederum glänzt mit gotischen Fenstern und schön eingearbeiteten Stadtwappen.
Ihr seht schon: Hier ist es gar nicht leicht, den Überblick zu behalten! Wir empfehlen euch daher eine Führung, während der ihr nicht nur Wissenswertes über die Bauabschnitte erfahrt, sondern auch das Innere des Rathauses besichtigen könnt. In Sachen Kosten ist die Führung mit 4 Euro fast ein Schnäppchen.
5. Marienkirche: Machtsymbol der Hanse
Direkt an das Lübecker Rathaus grenzt die Marienkirche, die für die Bewohner der Lübecks einen ähnlichen Stellenwert wie das Holstentor hat. Zwischen 1277 und 1351 am höchsten Punkt der Altstadtinsel erbaut, war die Bürger- und Marktkirche seit jeher ein Symbol für die Macht und den Wohlstand des Kaufmannsverbundes der Hanse.
Auch optisch ist die Kirche recht beeindruckend: Bereits von Weitem werdet ihr die riesigen Backsteintürme mit den grünlichen, spitzen Dächern erblicken und auch die Außenfassade ist von dem rötlichen Gestein geprägt. So ist es kaum überraschend, dass die Marienkirche als „Mutter der Backsteingotik“ gilt und eine der bedeutendsten Kirchen im Ostseeraum ist.
Im 2. Weltkrieg wurde die Kirche bei einem Luftangriff der Royal Air Force zerstört, konnte aber detailgetreu wieder aufgebaut werden. Und so habt ihr heute die Möglichkeit, das Kircheninnere mit seinem fast 40 Meter hohem Gewölbe zu bewundern.
6. Buddenbrookhaus: Ort der großen Literatur
Der Schriftsteller Thomas Mann gilt noch heute als einer der bedeutendsten Söhne der Stadt Lübeck, schließlich bescherte er ihr mit seinem Gesellschaftsroman Buddenbrooks 1929 den Literaturnobelpreis. In seinem epochalen Werk beschrieb Mann den Niedergang einer wohlhabenden Handelsfamilie aus Lübeck.
Um das Schaffen des Schriftstellers zu würdigen, wurde 1993 nördlich der Marienkirche das Buddenbrookhaus als Gedenkstätte für Mann eröffnet. Das Haus in der Mengstraße 4, das ihr an der weißen, mit Ornamenten und Statuen geschmückten Fassade erkennen werdet, beheimatet literarische Gesellschaften und Fördervereine.
Sehenswert ist das Museum, das sich im Buddenbrookhaus befindet. Hier könnt ihr zwei dauerhafte Ausstellungen besichtigen. In „Die Buddenbrooks – Ein Jahrhundertroman“ erfahrt ihr alles über die Entstehung und die historischen Hintergründe des Werks, während ihr in der Ausstellung „Die Manns – eine Schriftstellerfamilie“ Thomas Mann, seinen Bruder Heinrich und die weitere Familie kennenlernt.
Der Eintrittspreis (Erwachse: 8 Euro, Jugendliche bis zu 18 Jahren: 2,50, Kinder unter 6 Jahren: frei) ist gerade für Literaturliebhaber bestens investiert.
7. Willy-Brandt-Haus Lübeck: Gedenken an einen großen Politiker
Ein paar Gehminuten nordöstlich des Buddenbrookhauses findet ihr in der Königstraße direkt das nächste Gedenkhaus, das einem großen Lübecker gewidmet ist: Das 2007 eröffnete Willy-Brandt-Haus ist zwar nicht das Geburtshaus des SPD-Politikers (der im Stadtteil St. Lorenz geboren wurde), lässt euch dank chronologisch gegliederter Museumsabschnitte aber dennoch das bewegte Leben Brandts nachverfolgen.
Die thematisch abgegrenzten Räumlichkeiten reichen von Willy Brandts Kindheit über seinen Widerstand gegen den NS-Staat und seine Flucht ins Exil bis hin zu seinem politischen Aufstieg im Nachkriegsdeutschland. Neben zahlreichen originalen Exponaten weiß die Ausstellung auch mit interaktiven Angeboten und digitalen Elementen zu glänzen, die euch die Geschichte Brandts nacherleben lassen.
Das Beste: Wenn ihr einen der größten Politiker in der Geschichte Deutschlands näher kennenlernen wollt, müsst ihr nichts zahlen, da der Eintritt frei ist.
8. Heiligen Geist Hospital: Sozial (und sehenswert) seit 1286
Am nördlichen Ende der Königstraße wartet gleich die nächste Lübecker Sehenswürdigkeit auf euch. Das 1286 vollendet Heiligen-Geist-Hospital ist eine der ältesten Sozialeinrichtungen der Welt – und besteht noch heute! Die Stadt Lübeck fördert die Einrichtung, in der nach wie vor Altenpflege betrieben wird. Neben diesem Umstand ist Heiligen-Geist-Hospital wegen seiner markanten Architektur bekannt.
Fünf Türme zieren das prachtvolle, backsteinerne Eingangsportal der anhängenden Hallenkirche; im Inneren warten imposante Kreuzgänge, verzierte Steinbögen und mittelalterliche Wandmalereien auf euch.
Wenn ihr das Heiligen-Geist-Hospital und die Kirche auf eigene Faust erkunden wollt, ist der Eintritt in der Regel frei, dafür sind aber nicht alle Bereiche des Komplexes zugänglich. Wollt ihr zum Beispiel das mittelalterliche (und sehr sehenswerte) Hospital besichtigen, solltet ihr an einer Stadtführung teilnehmen, die auch das Heiligen-Geist-Hospital als Ziel hat.
9. Burgkloster/ Hansemuseum: Göttliche Pracht und weltliche Macht
Ganz im Norden der Lübecker Altstadtinsel befindet sich das Burgkloster. Das Klosterareal ist sehr weitläufig und liegt im Schatten der mächtigen, alten Gemäuer und Türmchen aus (wie könnte es für eine Lübecker Sehenswürdigkeit anders sein) rotem Backstein.
Das Innere des Burgklosters, das früher den Namen „Maria-Magdalenen-Kloster“ trug, könnt ihr besuchen und dabei die prachtvollen Kreuzgänge, die mit mittelalterlichen Wandmalereien verzierte Sakristei und mystische Kirchensäle durchqueren. Außerdem erfahrt ihr hier durch zahlreiche Infotafeln etwas über die Geschichte und den Aufbau des Gebäudes und wie die Mönche des Dominikanerordens hier lebten.
Dem Burgkloster angeschlossen ist das Europäische Hansemuseum, das in einem etwas moderner anmutendem Komplex des Areals untergebracht ist. Hier „lernt“ ihr alles über die Kaufmannsvereinigung der Hanse und wie sie es schaffte einer der mächtigsten Handelsbünde der Geschichte zu werden… Nur so viel: Es lag nicht nur an den Handelsschiffen! Für Geschichtsliebhaber und Fans originaler Exponate, ist der Besuch des Hansemuseums ein absolutes MUSS!
10. Museumshafen: Lübecks maritimes Erbe
Der Museumshafen liegt etwas süd-westlich des Burgklosters direkt an der Drehbrücke. Hier habt ihr die Möglichkeit, eine Vielzahl von historischen und modernen Schiffen anzuschauen, die von Fischerbooten sowie Schleppern über Feuerschiffe bis hin zu hölzernen Segelschiffen reichen. Zwar ist der Anblick der Schiffe, die im Wasser sanft auf und ab wippen, schon beeindruckend genug, doch da geht noch mehr – viel mehr!
Ihr habt die Möglichkeit, auf einem der alten Segelschiffe an einem Törn auf der Ostsee teilzunehmen. An Bord seid ihr dabei auf der „Lisa von Lübeck“: Die Rekonstruktion eines Kraweels aus dem 15 Jahrhundert begeistert vor allem mit ihrem riesigen Segel, welches das Stadtwappen von Lübeck zeigt. Hier werdet ihr euch bestimmt wie die Kaufleute der Hanse fühlen, die auf hoher See ihr nächstes Ziel ansteuern.
(Öffnungszeiten und Preise: Stand Juni 2020)