Die süditalienische Stadt Neapel ist nicht nur bekannt für die gute Pizza, malerische Strände und mildes Winterwetter. Die zweitgrößte Stadt Italiens (gemessen an der Einwohnerzahl) hat außerdem viele interessante Sehenswürdigkeiten zu bieten. Schließlich reicht ihre vielfältige Stadtgeschichte zurück bis ins fünfte Jahrhundert vor Christus. Alleine in der quirligen Altstadt warten viele historische Entdeckungen auf euch. Etwas außerhalb der Stadt könnt ihr sogar dem Vulkan Vesuv einen Besuch abstatten. Welche Sehenswürdigkeiten es in Neapel sonst noch gibt und welche sich besonders lohnen, verraten wir euch in diesem Beitrag.
1. Die Altstadt mit Spaccanapoli
Die Altstadt ist ein absolutes Muss, wenn ihr in Neapel seid. Die vielen verwinkelten Gassen haben ihren ganz eigenen Flair. Nicht umsonst gehört die neapolitanische Altstadt sogar zum Weltkulturerbe der UNESCO. Neben kuriosen Läden findet ihr dort auch immer wieder kleine historische Sehenswürdigkeiten.
Zum Beispiel lädt das alte Stadttor an der Port’Alba dazu ein, dort mit dem ausgiebigen Bummel anzufangen. Der nahegelegene Piazza Bellini ist zum Beispiel sehr sehenswert und zugleich ein beliebter Treffpunkt junger Einheimischer. Die berühmten Ausgrabungen der antiken Stadtmauer und die Kirche Gesù Nuovo sind hier praktischerweise auch gleich zu sehen. Jede Menge ausgefallener handgemachter Krippen könnt ihr in der Via Gregorio Armeno bewundern.
Falls ihr nach dem Spaziergang und einem Eis noch etwas Entspannung sucht, bietet sich der reich verzierte Klostergarten Chiostro delle Maioliche an. Bei der berühmten Spaccanapoli handelt es sich übrigens um eine überraschend geradelinige historische Straße und Hauptverkehrsader, die die Altstadt durchteilt und euch Orientierung schenken kann.
2. Piazza del Plebiscito
Die Piazza del Plebiscito vor dem Königspalast (italienisch: Palazzo Reale) ist der größte und auch schönste Platz der Stadt. Er befindet sich ganz in der Nähe der Galleria Umberto und des Opernhauses San Carlo. In der Mitte des Platzes stehen zwei Reiterstatuen von Antonio Canova, die die Könige Ferdinando I. und Carlo III. di Borbone zeigen.
Der Name des Platzes heißt in der Landessprache „Platz der Volksabstimmung“ und soll an eine einstige Abstimmung in Süditalien erinnern, die am 21. Oktober 1860 stattfand. Zwischenzeitlich trug die Piazza auch schon den Namen „largo del palazzo“ (übersetzt: Vorplatz des Palastes). Schließlich liegt der schöne Platz direkt vor dem Königspalast.
Auch die den Platz umgebenden Gebäude können sich sehenlassen. Es handelt sich dabei um den besagten Palazzo Reale, die Kuppelkirche San Francesco di Paola, den Palazzo della Foresteria sowie den Palazzo Salerno. Auf der Piazza del Plebiscito finden noch heute traditionelle Feste statt, zum Beispiel eine jährliche Silvesterfeier. Aber auch kulturelle Veranstaltungen finden dort statt. Sogar der Fußballverein SSC Napoli feiert auf der Piazza seine Siege.
3. Unterirdisches Neapel
Die Stadt Neapel birgt überraschenderweise unterirdische Geheimnisse, die sich lohnen, entdeckt zu werden. Mindestens 80 ganze Kilometer Wegenetz sind unterhalb der Stadt im Laufe der Jahrtausende entstanden, auf denen nicht nur Menschen lebten. Für die Könige waren unterhalb der Erde auch Fluchtrouten geplant.
Erstmals haben im Jahr 470 vor Christus die Griechen unterirdische Regenwasserspeicher angelegt, was die Römer dann übernahmen. Auf diese Weise kam der ausgegrabene Tuffstein zum Bauen nach oben, aus dem sozusagen die Stadt erbaut wurde.
Heutezutage müsst ihr 40 Meter in die Tiefe hinabsteigen, um die unterirdische Stadt zu besichtigen. Ihr könnt dabei den bourbonischen Tunnel besichtigen, entweder als normale Führung oder als Abenteuertour. Er nennt sich Tunnel Borbonico und liegt im Stadtteil Chiaia. Auc unter der Piazza Gaetano werden Führungen angeboten. Für die Standardführungen braucht ihr in der Regel keine Anmeldung.
4. Chiostro Santa Chiara
Die Basilika Santa Chiara gehört zu einem Klarissenkonvent und umfasst auch ein Kloster und das Archäologische Museum. In der Kirche befinden sich auch die Gräber der Könige von Neapel aus den Dynastien Haus Anjou und Haus Bourbon-Sizilien. Insgesamt liegen dort 48 Personen in den Gruften begraben.
Das Kloster wurde in der Zeit zwischen 1310 und 1340 erbaut. Die Kirche im provenzalisch-gotischen Stil war ehemals zweistöckig und hatte eine Balkendecke und einige Seitenkapellen. Im 18. Jahrhundert plante Domenico Antonio Vaccaro Um- und Anbauten und die Kirche bekam einen Barockstil. Im Zweiten Weltkrieg wurde sie jedoch ziemlich zerstört und danach wieder aufgebaut, wobei das Barocke zugunsten des alten Stils gewichen ist. Einige berühmte Fresken von Giotto sind noch zu sehen.
Bei einer Besichtigung solltet ihr auch den Kreuzgang (Chiostro delle Maioliche) nicht verpassen. Er wird als einer der schönsten in ganz Kampanien bezeichnet. Erstmals erbaut wurde er Mitte des 14. Jahrhunderts und im 18. Jahrhundert umgebaut.
5. Archäologisches Nationalmuseum
Das Archäologische Museum von Neapel hat eine der sehenswertesten archäologischen Sammlungen der Welt. Es wurde 1787 als Nachfolger der Sammlung des Neapeler Königshauses in Portici gegründet. Zuerst wurden die Funde der beiden Großgrabungen in Herkulaneum und Pompeji aufgenommen. Danach kamen noch andere Sammlungen dazu, zum Beispiel die Sammlung Farnese, die noch aus der Renaissance stammt.
Heute könnt ihr in diesem Museum Funde noch aus alter römischer Zeit bewundern, aber auch Gegenstände der antiken griechischen Städte. Auch Funde vorrömischer Kulturen Süditaliens, gefunden zur Zeit der Bourbonen, sind dort in die Sammlung eingegangen. Dabei handelt es sich zum größten Teil um Keramik, Fresken und Statuen. Auf den vier Etagen gibt es auch eine Ägyptische Sammlung und ein Geheimes Kabinett.
6. Castel Nuovo
Das Castel Nuovo (übersetzt: Neue Burg) ist ein Wahrzeichen der Stadt und wird auch Castrum Novum oder Maschio Angioino genannt. Es ist eine massive Festungsanlage, die am Wasser liegt und 800 Jahre alt ist. Als im Jahr 1279 mit dem Bau begonnen wurde, gab es noch Kriege vor den Mauern der Stadt. Die Burg wurde immer wieder umgebaut und erweitert.
Die verschiedenen Könige nutzten sie sowohl als Residenz als auch Festung. Als Karl I. von Anjou im Jahr 1266 den Thron bestieg, war Palermo die Hauptstadt von Neapel. Obwohl es bereits eine andere königliche Residenz in der Stadt war, ließ König Karl I. die Festung erbauen.
Die ersten Arbeiten daran dauerten drei Jahre. Im Castel Nuovo befindet sich heute auch das Museo Civico, so dass ihr gegenüber dem Hafen Porto di Napoli gleich zwei Sehenswürdigkeiten in Neapel auf einmal besichtigen könnt.
7. Via Toledo & Galleria Umberto
Die Via Toledo ist eine bekannte und beliebte Einkaufsstraße in Neapel. Sie ist über einen Kilometer lang, von der Piazza Dante und bis hin zum Piazza Trieste e Trento und hat eine lange Geschichte. Entworfen wurde sie bereits 1536 vom spanischen Vizekönig Don Pedro Álvarez de Toledo. Die Architekten waren Ferdinando Manlio und Giovanni Benincasa. Die Straße führte entlang der ehemaligen Stadtmauer.
Von 1870 bis hinein ins Jahr 1980 trug die Straße den Namen Via Roma. Anlass war die Ernennung Roms zur Hauptstadt des als Königreich entstandenen Staates. 2012 wurde an der Via Toledo der U-Bahnhof Toledo eröffnet. Dort könnt ihr auch bequem aussteigen, wenn ihr bummeln und gleichzeitig Geschichte erleben wollt.
Die dort befindliche Galleria Umberto ist eine berühmte Einkaufspassage gegenüber dem Opernhaus Teatro San Carlo, zu erkennen an ihrer großen Glaskuppel. Gebaut wurde die Galerie zwischen 1887 und 1890. Ziel des Baus war die Erneuerung der Stadt, nachdem 1884 die Cholera ausgebrochen war. Die zwei sich kreuzenden Arme sind sicher auch ein Symbol dafür.
8. Castel Sant‘Elmo
Das Castel Sant’Elmo ist eine historische Festung, die neben dem Kloster Certosa di San Martino steht. Beide Gebäude sind oberhalb der Stadt auf dem Vomero errichtet, so dass ihr sie schon von Weitem sehen könnt. Sie gelten auch als weitere Wahrzeichen der Stadt. Die Bezeichnung „Sant’Elmo“ geht zurück auf eine Kirche aus dem 10. Jahrhundert, die Sant’Erasmo, wobei der Name verkürzt wurde.
Angefangen wurde mit dem Festungsbau im Jahr 1329, als Robert von Anjou regierte. Als er starb, wurde der Bau abgeschlossen. Die Festung hatte sechs Wälle und die Form eines Sternes. Während der Neapolitanischen Republik 1799 wurde die Festung zum Symbol, als der spanische Vizekönig dort Zuflucht fand.
Später war die Burg auch Militärgefängnis. Erst seit 1982 ist die Sehenswürdigkeit öffentlich zugänglich. Heutzutage sind dort auch Kultur- und Wissenschaftseinrichtungen untergebracht, so zum Beispiel die Kunsthistorische Bibliothek (in der Landessprache: Biblioteca di Storia dell’Arte).
9. Museo Nazionale di Capodimonte
Das Museo Nazionale di Capodimonte ist eine weitere der Sehenswürdigkeiten in Neapel. Untergebracht ist sie im Palast Reggia di Capodimonte. In dem Museum gibt es Exponate des italienischen und neapolitanischen Kulturerbes zu sehen sowie auch eine umfangreiche Gemäldegalerie. Das Gebäude, das über der Stadt prangt, war einst eine Sommerresidenz der Bourbonen, als beide Sizilien noch ein Königreich waren.
Erbaut wurde das Haus einst im Auftrag von Karl VII., dem König von Neapel und Sizilien. Später hat König Karl III. von Spanien nach den Entwürfen von Giovanni Antonio Medrano weiter daran gearbeitet. Sein Ziel war es, seine von seiner Mutter geerbte Farnese-Kunstsammlung unterzubringen.
Dafür musste ein würdiger Rahmen her. Heute könnt ihr in dem Museum vor allem Ölgemälde sehen, die aus der Zeit vom Mittelalter bis hin zur Renaissance stammen. Darunter befinden sich sehr berühmte Bilder von Botticelli, Masaccio, Raffael, Tizian und Caravaggio.
10. Pompeji
Pompeji ist eine einstige römische Stadt und heutige archäologische Stätte. Sie gehört zu den meistbesuchten Sehenswürdigkeiten in Neapel. Pompeji wurde bei dem großen Vulkanausbruch des Vesuvs im Jahr 79 nach Christus zerstört und unter einer meterhohen Schicht aus Asche und Bimsstein begraben. Die Stätte mit einer Fläche von 98 Hektar ist aber noch gut erhalten und somit sehr interessant.
Die antike Stadt war recht wohlhabend, die Wohnbedingungen aber beengt. Bei einer Besichtigung ist viel über das damalige Leben zu erfahren. Zuletzt konnten 2015 sechs restaurierte ehemalige Häuser für Besucher freigegeben werden.
Pompeji befindet sich nicht weit von der Küste am Golf von Neapel und gehört zum Weltkulturerbe der UNESCO. Da viele Besucher zur Besichtigung strömen, solltet ihr einen Besuch gut planen. Um lange Wartezeiten am Einlass zu umgehen, können vorher Online-Tickets erworben werden.
11. Vesuv
Bei dem Vesuv handelt es sich um den einzigen noch aktiven Vulkan des gesamten europäischen Festlands. Er liegt am Golf von Neapel, nur neun Kilometer entfernt von der Stadt. Seinen Namen erhielt der Vulkan, da er „scheint“ oder „brennt“. Der Berg hat eine Höhe von 1281 Metern und besteht aus noch verbliebenen Schichtvulkanresten. Die Spitze war beim letzten Ausbruch 79 nach Christus eingestürzt.
Der Vesuv ist aktiv, indem er wiederkehrende plinianische Eruptionen auslöst, wobei eine Kilometer hohe Säule aufsteigt. Er kann Ruhephasen von mehreren hundert Jahren haben, was noch immer der Fall ist. Der letzte Ausbruch des Vesuvs war im Jahr 1944, wobei 26 Menschen den Tod fanden.
Das Gebiet, auf dem sich der Vesuv befindet, gehört seit 1995 zum Nationalpark. Somit ist er frei zugänglich. Zum Krater gibt es nur einen Weg, an dem auch ein Kassenhaus steht, wo Eintritt zu zahlen ist. Der Vesuv kann das ganze Jahr hindurch als eine der wichtigsten Sehenswürdigkeiten in Neapel besichtigt werden.