Im Hinteren Bayerischen Wald, dort wo Deutschland eine Grenze zu Tschechien hat, weitet sich der Nationalpark Bayerischer Wald aus. Er hat eine enorme Größe von 24.250 ha und ist ein beliebtes Revier für Wanderer, Tierbeobachter, Fahrradfahrer und Erholungssuchender im Allgemeinen. Möchtet ihr den waldreichen Südosten Deutschlands besser kennenlernen? Hier sind wichtige Tipps und Hinweise rund um Urlaub im Bayerischen Wald.
Bayerischer Wald: Deutschlands erster Nationalpark
Der Bayerische Wald ist Deutschlands erster Nationalpark. Im Oktober 1970 wurde diese Region, wo Natur Natur sein darf, feierlich eingeweiht. Die Entstehung dieser waldreichen, bergigen Landschaft geht jedoch Jahrmillionen zurück. Bereits vor über 400 Millionen Jahren begann die Auffaltung des Grundgebirgsareals der Böhmischen Masse, deren Südwestrand der Bayerische Wald darstellt. Zusammen mit dem sich anschließenden tschechischen Böhmerwald stellt der Nationalpark heute das größte zusammenhängende Waldgebiet Mitteleuropas dar. Märchenhafte Wälder mit romantischen Lichtungen weiten sich aus, die Urlauber aus ganz Deutschland und sogar aus dem Ausland anziehen. Dazwischen türmen sich imposante Gipfel auf, die die malerische Szenerie abrunden. Rund ums Jahr bietet der Nationalpark Bayerischer Wald Attraktionen, die eine schöne Zeit versprechen.
Eine weitere Besonderheit dieses Naherholungsgebietes ist, dass bereits knapp seine Hälfte ohne lenkende Eingriffe des Menschen auskommt. Die Natur wird vollkommen sich selbst überlassen. Fällt ein Baum durch einen Sturm um, verbleibt er dort. Schnee wird nicht weggeschippt. Das Ökosystem Wald zeigt sich damit von seiner ursprünglichen Seite, die äußerst faszinierend ist. Es offenbart euch, dass die Natur eigene Mechanismen zur Regulierung besitzt, die hervorragend funktionieren.
Doch wie könnt ihr den Bayerischen Wald am besten kennenlernen?
Eine schöne Möglichkeit besonders viel über das bergige Waldgebiet zu erfahren, ist an einer Führung teilzunehmen. Dafür müsst ihr euch nur einen Tag vorher bei dem offiziellen Nationalpark-Führungsservice melden. Dieser kann euch sagen, wo in den nächsten Tagen interessante Führungen durch Nationalpark-Mitarbeiter oder geprüften Nationalpark-Waldführern starten. Solltet ihr mit einer großen Gruppe anreisen, werden gesonderte Waldführungen angeboten. Vorbereiten müsst ihr euch für die Touren nicht. Allerdings solltet ihr festes Schuhwerk und wetterfeste Kleidung anziehen.
Selbstverständlich sind ebenfalls Ausflüge auf eigene Faust möglich. Durch den Bayerischen Wald ziehen sich zahllose Wanderwege unterschiedlichster Schwierigkeitsstufen. Sie sind sehr gut ausgeschildert und geben euch auch Informationen bezüglich der zu entdeckenden Flora und Fauna.
Noch spannender kann das Wandern werden, wenn ihr euch fürs Geocaching entscheidet. Dies ist eine moderne Schatzsuche, auf der ihr mit einem GPS-Gerät ausgestattet seid. Mit Rücksicht auf die Natur macht ihr euch auf die Suche nach dem Schatz. Dies ist zumeist ein Behältnis mit einem Logbuch. Das Geocaching könnt ihr übrigens ebenfalls mit dem Fahrrad durchführen.
Ob zur Schatzsuche oder einfach nur so: Der Nationalpark Bayerischer Wald bietet euch über 200 km markierte Radwege. Diese lassen sich mit einem Tourenrad und ein wenig Kondition bewältigen.
Wichtige Infos zum Nationalpark Bayerischer Wald
- Anreise
Mit dem EC-, IC- und ICE bzw. Nahverkehrszügen könnt ihr über den Knotenbahnhof in Plattling anreisen. Von dort aus fahren die grünen Waldbahn-Shuttles nach Zwiesel, Bayerisch Eisenstein und Bodenmais sowie nach Frauenau, Spiegelau und Grafenau ab. Die Orte im Osten des Nationalparks sind ab Passau mit Bussen nach Freyung erreichbar; im Sommer fährt die lztalbahn vom Passauer Hauptbahnhof nach Freyung. Ihr könnt aber natürlich auch mit dem Auto und Motorrad anreisen. Parkplätze stehen zur Verfügung. - Kosten
Der Eintritt ist gratis – abgesehen vom Baumwipfelpfad und den Parkplätzen rund um die Nationalparkzentren Lusen und Falkenstein. - Beste Reisezeit
Die beste Reisezeit ist zwischen April und Oktober. - Transport vor Ort
Vor Ort könnt ihr den Igel-Bus und teilweise die Bahn nutzen. Alternativ könnt ihr auch das eigene Auto nutzen. Besonders Spaß macht aber auch die Erkundung mit E-Bikes. Diese könnt ihr euch vor Ort leihen.
Bayerischer Wald: Was für eine Tierwelt!
Der Nationalpark Bayerischer Wald begeistert euch durch eine vielseitige Fauna. Dies ist keinem Zufall zu verdanken, sondern dahinter steckt ein konsequenter Naturschutz. Im ausgehenden 19. Jahrhundert waren große Säugetiere wie der Braunbär und der Wolf ausgerottet. Mit dem Rückgang der Waldwirtschaft nahm erneut die Artenvielfalt im Bayerischen Wald zu. Dazu gehören eindrucksvolle Brutvögel wie Habichtskauz, Kolkrabe, Schwarzstorch und Wanderfalke. Fischotter, Wildkatzen, Biber und Rauhfußhühner zogen ihnen nach und vermehren sich seit den letzten Jahrzehnten erfolgreich. Auch ein Wolfspärchen ist bereits gesichtet worden. In den großzügigen Tierfreigeländen leben zudem endlich wieder Braunbären. Diese Gelände dürft ihr euch nicht als Zoo vorstellen. Es sind vielmehr große Areale, die den Tieren hinreichend Raum zum Rückzug geben. Zusätzlich gibt es Lehr- und Erlebnispfade, die euch über die lokale Tierwelt informieren.
Das eigentliche Flaggschiff des Nationalparks ist die Ansiedlung des Luchses. Einst gehörte er zu den typischen Jägern in dem Waldgebiet. Ab den 1970er-Jahren sind bewusst und heimlich Luchse im Nationalpark freigelassen worden. Wie viele heute dort leben, lässt sich schwer sagen. Schätzungen gehen von 70 bis 100 Exemplaren aus. Die Tiere sind scheu und werden noch immer oft von Wilderern abgeschossen. Nicht häufig sind sie im Dickicht zu entdecken, aber vielleicht habt ihr Glück. Mit einer hohen Wahrscheinlichkeit könnt ihr allerdings kleinere Tiere im Bayerischen Wald erblicken. Rote Eichhörnchen huschen flink über die Bäume und Rotwild streift durch die anmutige Natur. Außerdem sind mehr als 1.800 Käferarten im Nationalpark beheimatet. Darunter finden sich sehr seltene Arten wie der Zottenbock. Ein Blick in den Himmel und auf die Baumwipfel ermöglicht es euch, Bussarde und Falken zu bewundern. Zweifelsohne ist der Artenreichtum mit ein Grund, warum der Bayerische Wald ein abwechslungsreiches und stets spannendes Reiseziel ist.
Drei beliebte Wanderwege durch den Bayerischen Wald im Sommer
Tipp 1: Mit dem Auerhahn über den Rachel
Die Wanderung zieht sich über 11 km und beinhaltet einen Anstieg von 530 m. Für sie ist ein festes Schuhwerk zwingend erforderlich, da der Abstieg teilweise sehr felsig ist. Es geht von der Igelbus-Haltestelle Gfäll den Wanderweg ‚Auerhahn‹ in Richtung Rachel entlang. Nach gut einer Stunde trefft ihr auf ein Gasthaus für eine kurze Rast. Danach erreicht ihr einen Aussichtspunkt mit spektakulärem Blick über den Rachelsee und die Gipfel des Böhmerwaldes. Über Felsstufen gelangt ihr zum Rachelgipfel auf 1.453 m Höhe. Im Anschluss geht es zurück zum Startpunkt entlang des Auerhahn-Weges.
Tipp 2: Mit der Kreuzotter um das Klosterfilz
Diese 11,5 km lange Tour dauert rund drei Stunden und verlangt keine große Kondition, da nur ein geringer Höhenunterschied von 180 m überwunden werden muss. Sie führt euch von der Diensthüttenstraße über Guglod und Siebenellen nach Klosterfilz und wieder zurück zum Startpunkt. Schilder mit einer Kreuzotter weisen euch den Weg durch das Gelände. Ihr erhaltet einen tollen Blick auf eine mystische Moorlandschaft und durchquert einen Mischwald.
Tipp 3: Abwechslungsreiche Rachelüberschreitung
Die besonders Sportlichen unter euch, können zu dieser Wanderung aufbrechen. Sie beinhaltet Höhepunkte des Bayerischen Waldes wie den Rachelsee und den Rachel. Der Rachel ist mit 1.452 m Höhe der höchste Berg des Nationalparks. Für diese Tour solltet ihr rund 6,5 Stunden einplanen, denn sie ist 24,4 km lang und sieht einen Anstieg von 746 m vor. Eure Wanderung zum Gipfel des Berges startet am Aufichtenwaldsteg. Von dort geht es nach Klingenbrunn und den Berg hinauf. Über Föhraufliz und Jägerfleck gelangt ihr zurück zum Ausgangspunkt der Tour.
Drei beliebte Wanderwege durch den Bayerischen Wald im Winter
Tipp 1: Vom Nationalparkzentrum Lusen zum Felswandergebiet
In gut vier Stunden könnt ihr diese 11,1 km lange, mittelschwere Tour bewerkstelligen. Sie sieht einen Anstieg von 300 m vor und führt größtenteils über Wege, für die kein Winterdienst besteht. Ihr startet an der Igelbus-Haltestelle im Nationalparkzentrum Lusen. Dann kämpft ihr euch nach Sagwassersäge und zum Große Kanzel hervor. Ihr passiert das Felswandergebiet, bevor ihr zum Startpunkt zurückkehrt. Das Felswandergebiet ist etwas Außergewöhnliches, denn der Bergrücken erreicht eine Höhe von bis zu 1.000 m und ist durch imposante Felsblöcke gekennzeichnet.
Tipp 2: Durchs Finsterauer Filz zur Alten Klause
Eine mittelschwere Wanderung mit einem Anstieg von 170 m erwartet euch, die eine Länge von 6,5 km besitzt. Sie startet in Finsterau und bringt euch über Wistlberg und Finstenauer Filz nach Alte Klause, zu einem Freilichtmuseum und zurück zum Startpunkt. Zu den Höhepunkten auf dieser Route gehören die Moore, die ein Lebensraum für seltene Tierarten wie die Kreuzotter sind. Einige der Wege sind ohne Winterdienst und werden von Langläufern genutzt, weswegen eine erhöhte Rücksicht notwendig ist.
Tipp 3: Rund um das Bergdorf Waldhäuser
Diese anspruchsvolle Tour beinhaltet einen Anstieg von 390 m und geht über Wege, die teilweise ohne Winterdienst sind. Sie hat eine Länge von 12,5 km, für die ihr knapp fünf Stunden einplanen solltet. Startpunkt ist der Parkplatz und die Igelbus-Haltestelle Waldhäuser Kirche. Ein Hinweisschild mit einem Habicht weist euch den Weg durch ein Dorf, bis ihr in den Wald eintaucht. Highlight des Rundwanderwegs ist das Teufelsloch, dessen unterirdisches Wasser für ein schauriges Rauschen sorgt.