An einem inspirierenden Ort entspannen, gutes Essen und viel Sonne genießen: Das stand unserem Autor im Sinn, als er seinen Flug nach Sardinien buchte. Sein Ziel: Bereits zum dritten Mal die Costa Smeralda erkunden. Was er dabei erlebt habt, erzählt er euch in seinem Reisebericht:
Eigentlich bin ich nicht der typische Wiederholungstäter, wenn es um Urlaubsziele geht. Doch diese Region hat etwas Ungewöhnliches. Fast wie Heimweh fühlt es sich an, wenn mich das Verlangen packt, stundenlang am Bärenfelsen auf das glitzernd grüne Meer zu schauen. Und dagegen gibt es nur ein Heilmittel: Ab in den Flieger nach Olbia und dann die nahezu spirituelle Atmosphäre dieser einzigartigen Landschaft ganz langsam aufsaugen.
Entspannung an der Monti di Mola
Ursprünglich hieß der einzigartig romantische Küstenabschnitt zwischen Palau und Olbia „Monti di Mola“. Bis in den 1960er Jahren Prinz Karim Aga Khan kurzerhand einen 35km langen Strandstreifen kaufte. Den nannte er, wegen des tatsächlich leuchtend grünen Wassers und um die Region besser vermarkten zu können, Costa Smeralda.
Die alten Sarden, die damals ihren Grundbesitz zu einem lächerlich geringen Preis an Aga Khan verkauften, haben ihr wenig geschäftstüchtiges Handeln bis heute nicht ganz überwunden. In den alt eingesessenen Bistros und Tavernen fällt deshalb oft der Name Costa Rubata – die geraubte Küste. Zusammen mit den Gemeinden gründete Aga Khan das Costa Smeralda Konsortium und machte so aus der ärmsten Region Sardiniens ein mondänes Ferienparadies, das auch für den Familienurlaub bestens vorbereitet ist.
Dieser Zusammenschluss hat bis in die Gegenwart wirkungsvoll verhindert, dass Hotelburgen entstanden sind oder riesige Betonklötze die Küste verschandeln. So hat sich die Costa Smeralda trotz ihrer Beliebtheit als Ferienziel ihren Charme und ihre Anmut bewahren können.
In Porto Cervo trifft sich der internationale Jetset. Hier könnt ihr vor den extravaganten 5-Sterne-Hotels mit eigener Badebucht Ferraris neben einem McLaren oder einen Maybach mit Sonderlackierung bewundern. An den weit in die Insel ragenden Buchten in Olbia oder Cannigione sind hübsche Ferienanlagen mit Apartments entstanden. Campingplätze sind kaum 100m vom Strand entfernt und etliche Familienhotels bieten Gästen aus ganz Europa eine stilvolle Unterkunft.
Dazwischen sind ursprüngliche Gasthäuser zu finden, die lange vor Aga Kahn errichtet wurden. In einem davon quartiere ich mich ein, nördlich von Tanca Manna. Das Hotel wird von einer Familie geführt, in der die deutlich über 80-jährige „Mama“ ein eisernes Regiment mit großem Herzen führt. Die pfiffige alte Dame sprüht über vor Fürsorge und schimpft zugleich den ganzen Tag, ohne das verschmitzte Lächeln im Gesicht zu verlieren.
Nur wenn sie an dem Ölgemälde vorbeikommt, das sie als bildhübsche junge Frau zeigt, wird sie etwas wehmütig. „Una bellezza“ – „Eine Schönheit“ – erwähnt sie etliche Dutzend mal am Tag mit einem Fingerzeig auf ihr Abbild, bevor sie wieder in der Küche mit dem Koch zetert, ihrem Sohn.
Spontan und zur rechten Zeit
Reisen verlaufen nie so, wie sie in den heimischen Wänden geplant wurden. So ist meine Erfahrung. Oft trifft man auf Menschen, die geniale Ideen für besondere Ausflüge haben. Das Wetter will nicht mitspielen oder ihr findet vor Ort heraus, dass es wesentlich interessantere Attraktionen gibt als die, die ihr euch zurechtgelegt habt.
Deshalb verzichte ich darauf, mir eine To-do-Liste anzulegen. Es ist viel aufregender, sich spontan für etwas zu entscheiden oder über sich ergehen zu lassen. So wie die Geburt von Mamas fünfter Enkelin. Für die resolute Oma war es ein Festtag, der auf traditionell sardische Weise gefeiert werden musste.
In Windeseile wurde ein echtes sardisches Schwein beschafft. Eines, das in den Bergtälern nur mit Eicheln gemästet wurde. Der gute Wein wurde aus dem Keller geholt und der Duft von frischem Brot machte sich im gesamten Haus breit.
Etliche Käsesorten werden aufgetischt, darunter auch der bei Nichtsarden berüchtigte Casu Marzu. Dessen Herstellung ist eigentlich verboten, denn für den intensiv aromatischen Geschmack sorgen Maden. Diese werden lebend mitgegessen, was der EU-Kommission missfallen hat. Allerdings ist der Casu Marzu eine echte Gaumenfreude, weshalb die kleinen Käseleiber heimlich für den Hausgebrauch produziert werden.
Zwei Tage dauert das Fest, während dem ich mehr Italienisch gelernt habe, als zuvor bei einem Kurs in der Volkshochschule. Zu erleben, wie Sarden miteinander umgehen, feiern, das Leben mit Musik, Speis und Trank genießen, ist eine unbeschreiblich intensive Erfahrung.
Danach konnte ich viel besser verstehen, warum dieses Inselvolk trotz allen Temperaments innerlich so gelassen ist. Habt ihr die Gelegenheit an einer ähnlichen Feier teilzunehmen, solltet ihr sie wahrnehmen. Derartige Urlaubserlebnisse bescheren euch bleibende Erinnerungen, wie sie nur auf Reisen möglich sind.
Schnorcheln und Tauchen im Naturparadies
Nach reichlich Rotwein, einigen Gläschen Mirto mit Mama, einem leckeren Myrthenlikör und unzähligen Grappa Filu Ferru am Männertisch, musste ich am nächsten Tag meinen Kopf auslüften. Im Club Nautico Arzachena, südlich von Tanca Manna, charterte ich ein kleines Motorboot. Und doch groß genug, um die 6,5km entfernte Südküste von Caprera zu erreichen.
Die zweitgrößte Insel des La Maddalena-Archipels ist für ihre feinsandigen Strände und kleinen Riffe bekannt, an denen ihr schon beim Schnorcheln die lebhafte Unterwasserwelt studieren könnt. Ich entspannte unter einer Palme, ging zwischendurch schwimmen und trat mit klarem Kopf die Rückreise an.
Allerdings hat mich der Entdeckerdrang gepackt, weshalb ich ganz früh am nächsten Tag mit der Fähre nach La Maddalena übersetze. In einer der modern ausgestatteten Tauchschulen wird eine geführte Unterwasserexpedition zu den Wracks angeboten. Der von der UNESCO zum Welterbe erklärte Nationalpark La Maddalena-Archipel ist Italiens größtes und artenreichstes Naturschutzgebiet.
Dazu haben die zahlreichen Riffe entscheidend beigetragen, die etlichen Schiffen zum Verhängnis wurden. Die Wracks könnt ihr nur mit einem lizenzierten Führer erkunden. Die Anzahl der Tauchgänge ist aus Naturschutzgründen beschränkt und es ist allein ohnehin zu gefährlich. An einem Wrack aus dem Zweiten Weltkrieg angekommen, werden wir von einer neugierigen Muräne argwöhnisch begutachtet.
In einer Felsenspalte knackt gerade eine Krake einen handtellergroßen Krebs und ein einsamer, junger Hai zieht seine Kreise um das von etlichen Fischarten bewohnte künstliche Riff. Als Sporttaucher solltet ihr euch diese zauberhafte Naturlandschaft in den Tiefen des Tyrrhenischen Meeres unbedingt ansehen.
Mir zumindest ist im Mittelmeer kein Unterwasserrevier bekannt, das derart lebhaft und landschaftlich reizvoll ist. Unterseeische Grotten, Steinbögen und Kavernen, groß wie Kathedralen, beherbergen eine artenreiche Meeresfauna, die selbst nach mehreren Besuchen spannend bleibt.
Ausflugsziele an der Costa Smeralda
Radtouren entlang der zauberhaften Küste, so wie die meisten Feriengäste sie unternehmen, sind nicht gerade meine Vorliebe. Ich miete mir lieber ein Quad, mit dem man wesentlich bequemer die Schotterwege abfahren kann. Zudem bringt der Fahrtwind ausreichend Abkühlung, denn bereits im Mai sorgen die heißen Sahara-Winde für Temperaturen nahe der 30°C. Ich besuchte den Capo d’Orso, den tatsächlich wie ein Bär aussehenden Felsen.
Hier könnt ihr auf dem Plateau die Sonne und die famose Aussicht auf das Tyrrhenische Meer genießen. Die Inseln des La Maddalena-Archipels erstrahlen im satten Grün, umrandet von ihren rosafarbenen Stränden. Unter euch leuchtet die Küste smaragdfarben und ihr könnt die versteckten Badebuchten erkennen, die teils nur mit dem Boot erreichbar sind.
Auf der Route, die während der Auto-Rallye Smeralda für die spektakulärsten Fotos in den Sportmagazinen sorgt, geht es weiter nach Porto Cervo. Hier könnt ihr nur wenige Luxuswagen im Frühsommer sehen. Dafür dümpeln schnittige Jachten im Hafen, wie sie in Monaco oder Portofino die Regel sind. Es waren sogar einige Liegeplätze frei, was im August unvorstellbar ist.
Dann lockt die Rolex-Regatta Superreiche mit ihrem Gefolge in den Ort. Auf den Einladungskarten für die extravaganten, teils skurrilen Strandpartys sind Namen wie Berlusconi, Briatore oder Thurn und Taxis zu lesen. Neben der überall präsenten Polizeitruppe sind die privaten Bodyguards kaum übersehbar, die vor den Spitzenrestaurants ungebetene Besucher abhalten. Die Boutiquen präsentieren die neusten Modelle aus den nobelsten Designerateliers.
Ich mag es etwas bodenständiger, weshalb ich mich in Richtung der Berge aufmachte. Der Landstrich ist traumhaft schön und bei Ausritten einzigartig. Mit einem Pferd reitet ihr mitten durch die aromatisch duftenden Kräuterwiesen mit wildem Rosmarin, Thymian oder Erika.
Durch Olivenhaine und einen Wald aus knorrigen Korkeichen gelangte ich zu einem der Olivenbauern, der zugleich Weinberge bewirtschaftet. Beides wurde selbstverständlich verkostet, denn das sardische Olivenöl ist ebenso delikat, wie die tiefroten Cannonau und Carignano oder der fruchtige, weiße Vermentino. Ich lasse mir als kleine Urlaubsverlängerung drei Kisten nach Deutschland schicken, was problemlos vom Bauern erledigt wird. Sarden sind schließlich pragmatisch und stets hilfsbereit.
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