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Genussreise durch die Lombardei: Mailand und den Iseosee kulinarisch entdecken

Genussreise durch die Lombardei: Mailand und den Iseosee kulinarisch entdecken

La Dolce Vita ist nicht nur ein berühmter Spielfilm. La Dolce Vita ist sicher auch einer der Gründe, warum es uns Mitteleuropäer immer wieder nach Bella Italia zieht. So auch mich und meinen Schatz. Der Plan: Flug nach Mailand, dann eine Woche zum Iseo-See und zum Schluss viel Genuss im Reich des Schaumweins Franciacorta. Alles ohne Auto, nur per Bus, Bahn und zu Fuß. Und in meinem Reisebericht nehme ich euch genau dorthin mit:


 

Für Mailand die falschen Schuhe dabei

Kaum verlassen wir den Flughafen, fühle ich verächtliche Blicke auf mir ruhen. Oh Gott, die Schuhe! Wie konnte ich nur diese Treter anziehen, wenn ich in die Modemetropole Mailand reise? Glücklicherweise interessiert das wenigstens im „Starfly“, dem Shuttlebus zur Stazione Milano Centrale, niemanden. Das gebuchte Apartment entpuppt sich als kleine, feine Wohnung unter dem Dach in einem ziemlich alten Haus.

Wie in italienischen Städten üblich geht man zuerst durch einen Innenhof und gelangt dann über einen zweiten Eingang ins eigentliche Wohnhaus. Hier führt ein winziger Aufzug in den 4. Stock. Dann noch eine weitere Etage zu Fuß, dann um zwei Ecken – und ganz hinten stehen wir vor einer mehrfach verriegelten Wohnungstür.

Alles sehr alt, nicht besonders gut gepflegt. Die Wohnung selbst ist dennoch ein kleines Schmuckstück: neu und schick ausgestattet in Weiß- und Naturtönen. Dachschräge mit Holzdecke, Esstisch mit zwei Stühlen, Minisofa, gut ausgestattete Küchenzeile, winziges eingebautes Bad, Hinterhofausblick. Das gefällt uns!

Was wäre Milano ohne Duomo und Navigli?

Nach Cappuccino und Brioche in einer Bar geht’s mit der Metro zum Duomo, dem Mailänder Dom. Eine asiatische Schlange möchte diesem heute aufs Dach steigen. Nein, die Schwanzspitze der Schlange möchten wir nicht sein, erst recht nicht zu diesem horrenden Preis! Lieber genießen wir das Spiel des Sonnenlichts auf den filigranen Türmchen und Wasserspeiern. Ein Bauwerk, wie gemacht fürs Hochformat!

Mailaender-Dom

Als Nächstes zieht es uns zum „Szene-Viertel“ Brera. Wo sich einst Künstler, Schriftsteller und Bohemiens trafen, ziehen die engen Gassen heute Shopping-Freunde und Ausgehwillige an. Aber auch Kunstgalerien und die unvermeidlichen fliegenden Händler prägen das Viertel rund um die ehrenwerte Pinakothek. Klar, dass sich hier nur noch Wenige eine Immobilie leisten können.

Dann mit der Metro zur Bahnhof Porta Genova. Nächstes Ziel sind die „Navigli“, die einstigen Transportstraßen auf dem Wasser. Der Marmor für den Dombau kam zum Beispiel auf diesem Wege nach Mailand. Bis in die 1970er-Jahre gab es hier auch einen Binnenhafen, den drittgrößten Italiens! Heute sind noch zwei Kanäle übrig, Naviglio Grande und Naviglio Pavese.

Navigli Viertel in Mailand in Italien

Das Navigli-Viertel wird in Anlehnung an das Viertel in Paris gerne als „Quartier Latin“ der Stadt bezeichnet. Und tatsächlich: viele Lokale und kleine Läden prägen das Gesicht. Die bunten Häuser spiegeln sich im glatten Wasser der Kanäle, die beiden Ufer sind durch mehrere Fußgängerbrücken verbunden. Jetzt, kurz nach Mittag, ist es noch ruhig; am Abend steppt hier sicher der Bär.

Unser Lesetipp: Noch  mehr Sehenswürdigkeiten und Dolce Vita entdeckt ihr mit unserem Urlaubsguide für Italien.

Die Entdeckung eines zweiten Schlaraffenlands

Wie die Trüffelschweine erschnuppern wir am Abend das Feinschmecker-Paradies Eataly Milano Smeraldo. Seinen Anfang hat der Traum eines italienischen Fabrikanten 2007 in Turin genommen. Es folgten Filialen in etlichen italienischen Städten, in 13 (!) japanischen, in New York, Chicago, Dubai, Istanbul, Paris und vielen weiteren Metropolen. Auch Münchner könnten das Eataly bereits kennen. Das Ziel: gutes Essen und Trinken für alle.

Parmesan

Das Konzept: hochwertige Zutaten und Produkte einkaufen und mitnehmen oder direkt vor Ort verzehren. Im Mailänder Eataly gibt es fünf „Ristorantini“ auf drei Etagen (in Rom sind es sogar 8): „Della Pasta“, „Della Pizza“, „Della Carne“, „Del Pesce“ und „L’Orto“, also Nudeln, Pizza, Fleisch, Fisch und alles Mögliche aus dem Gemüsegarten.

Dazu unter anderem eine Weinbar, eine Saftbar, eine Pasticceria, eine Eisdiele und zwei Cafés. Wir finden, das Konzept geht auf und der Traum in Erfüllung gegangen: Nicht nur ist die Auswahl enorm, auch die Qualität wirft mich um. Nachzulesen übrigens auf allen T-Shirts: „Facciamo cose buone“ – Wir machen gute Sachen.

Italienische Nudeln

Bis das angepeilte Fischrestaurants öffnet, genießen wir einen fruchtigen Franciacorta Rosé Brut. Dann ziehen wir um und bestellen Carpaccio und Tatar vom Schwertfisch mit Himbeeren nebst Salat mit Himbeerdressing.

Weiter geh es für mich mit Grigliata von Lachs, Seezüngelchen und zwei Kaisergranat-Krebsen mit Salatbouquet. Auf dem Teller meines Schatzes landen mit Fischfarce gefüllte schwarze Cannelloni, darüber ein sehr schmackhaftes Fischragout. Dazu gibt’s einen Friulano aus der Provinz Udine.

Es schmeckt genauso gut, wie es klingt. Fan-tas-tisch! Auch unser Platz ist prima: Wir sitzen an der transparenten Brüstung und schauen auf einkaufende Mailänder und Stadtbesucher. Dass es im Eataly nicht ruhig ist, solltet ihr vorher wissen. Entschädigung für den Trubel ist allerdings gewiss. Nach dem Eataly in Rom ist das in Mailand unser zweites El Dorado geworden.

Einmal rund um die Monte Isola

Unsere nächste Etappe ist die autofreie Insel Monte Isola im Iseo-See. Unser Sechs-Tage-Domizil in Siviano Porto erreichen wir mit der Fähre ab Sulzano in etwa 15 Minuten. Am zweiten Tag möchten wir die Insel umrunden. Kein Problem, 9,4 km sagt die Karte. Netto sollen die in zweieinhalb Stunden geschafft sein. Etwa auf der Hälfte, in Peschiera Maraglio, planen wir vorab, eine Pause mit Mittagessen einzulegen.

Los geht’s gen Nordosten. Zuerst bewältigen wir den äußerst steilen Aufstieg nach Siviano und freuen uns, dass der „Abstieg“ bis Carzano nur gemächlich vonstattengeht. Ein gemütlicher Spaziergang, den wir uns selbst von den vielen Mopeds, Mofas, Vespas und Motorrädern nicht vermiesen lassen.

Schließlich sind die Ausblicke toll bis grandios. Auf der Festlandseite passieren uns Portirone, Marone und Vesto. Die Isola di Loreto, Privatinsel der Familie Beretta, umrunden unsere Augen etwa zur Hälfte – was immer wieder neue Ansichten zulässt. Auch das Weingut der Insel, die Azienda Agricola Turla Carolina, liegt an diesem Straßenabschnitt.

Monte-Isola

Dann geht’s weiter nach Süden. Der Ostküste gegenüber liegen die Orte der Provinz Brescia: Dosso, Sale Marasino und Riva. Nach etwa 3 Kilometern ist Peschiera Maraglio erreicht, der größte und belebteste Ort der Insel. Er liegt Sulzano am nächsten und bietet eine stattliche Gastronomie-Auswahl. Wir entscheiden uns für die Hostaria Milago und lassen uns beide ein Antipasto del Lago bringen.

Auf dem Teller liegen: marinierte Barsch-Stücke auf einem Radicchio-Blatt, je ein Stück Lachsforelle und Forelle, beide mild geräuchert, Polenta mit 1. „dehydrierter“ und 2. geräucherter Sardine, Felchen-Taler und winzige gebratene, süßsaure Fischlein. Dazu genießen wir ein halbe Flasche Curtefranca Bianco, Terre di Franciacorta DOC. Alles schmackhaft zubereitet, nur der Wein könnte etwas kräftiger sein. Der Service ist freundlich und sehr versiert, das Ambiente geschmackvoll. Zufrieden sind wir auch, weil die Preise absolut angemessen sind.

Statt eines Mittagsschläfchens geht’s weiter nach Westen bis Sensole und dann – wieder etwas ansteigend – nach Norden bis Menzino, dann Sinchignano und endlich Siviano.

Obwohl nur etwa 10 km, bin ich doch ganz schön müde – aber glücklich. Wenn es euch an den schönen Iseo-See zieht, unternehmt diese Rundtour! Wir durften uns erfreuen an einer grandiosen Waldlandschaft, anmutig gelegenen Dörfern, etlichen Olivenhainen, einem ruhigen, dunkel vor schroffen Bergen liegenden See und einem fantastischen Wetter mit einem perfekten Sonne-Wolken-Mix. Was kann man sich mehr wünschen?

Franciacorta – das Reich, aus dem die Edelschäumer kommen

Wer einmal Franciacorta getrunken hat, möchte nie wieder eine andere Brause – so unser ganz persönliches Credo! Da ist es naheliegend, mal die Heimat dieses Schaumweins kennenzulernen. Kurz vorab: Hier ohne Auto unterwegs zu sein, ist nicht empfehlenswert.

Langeweile kommt dennoch nicht auf, wenn man ein Genussmensch ist und eine so schöne Unterkunft wie den Agriturismo Le Quattro Terre bezieht. Warum? Die Zimmer sind zwar einfach eingerichtet, im Ristorante Quattro Terre herrschen jedoch paradiesische Zustände.

Für uns heißt das: Kaum sitzen wir, gibt es schon einen Willkommenstrunk: den hauseigenen Millesimato Rosé. Salute! Die Entscheidung ist leicht: Zweimal das Menü, bitte! Und dazu eine Flasche Dolcetto von Bruno Giacosa. Unsere Wahl scheint dem Kellner sehr zu gefallen. Die Wartezeit wird überbrückt mit leckeren Grissini und einer Auberginencreme mit karamellisierter Tomate. So kann’s gerne weitergehen.

Dann kommt das Antipasto: Millefoglie di vitello cotto a bassa temperatura in salsa tonnata – nicht wie erwartet ein Blätterteigmantel um ein Stück Kalbfleisch, sondern das Fleisch in dünne Scheiben geschnitten und wie Blätterteig zu einem Türmchen gelegt. Eine wahre Augenweide! Auch das Lakritzpulver auf dem besonders cremigen, goldgelben Risotto mantecato con pistilli di zafferano e polvere di liquirizia ist ein Knaller. Und erst der Dolcetto dazu! Kein Wunder, dass unsere Wahl so gelobt wurde.

Zum Kalbfleisch und dem nun folgenden Storione bianco di Calvisano in crosta di Culatello passt der extraktreiche, dichte und für den Jahrgang erstaunlich reife Tropfen einfach perfekt. Auch hat sich der Stör sicher gefreut, auf ein Bett aus spaghettifein geschnittenen Zucchini gelegt zu werden. Einziges Manko:

Die Nachspeise kommt zu früh. Erst zwanzig Minuten nach dem Servieren machen wir uns über das Tiramisu im Glas her. Schmeckt gut, ist für unsere Mägen dann aber doch viel zu viel. Und so wandert leider ein Teil davon zurück. Caffè gut, alles gut. Und kaum zu glauben: Wir zahlen nur zwei Menüs und den Wein, weder Kaffee, noch Wasser oder Coperto landen auf der Rechnung. Was haben wir getan, dass man uns so gut behandelt?

Hätte ich mehr Platz, könnte ich euch noch so viel aus der Feinschmecker-Region Lombardei berichten. Deshalb mein Tipp: Fahrt hin und lasst es euch gut gehen! Die passenden Last Minute Angebote dazu findet ihr auf 5vorFlug.de.

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