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Kultur, Sport und Genuss bei einer Radtour rund um den Gardasee

Kultur, Sport und Genuss bei einer Radtour rund um den Gardasee

Ein viel zu kurzer Tagesausflug während meines Bergurlaubes in den Südtiroler Dolomiten brachte mich an den Gardasee, der von da an auf meiner persönlichen „Das-willst-du-noch-sehen-Liste“ ganz oben stand. Im April hatte ich beruflich in Österreich zu tun und anschließend elf freie Tage, was mir für eine Radtour um den Bergsee ausreichend erschien. Was ich dabei erlebt habe, möchte ich mit euch in diesem Reisebericht teilen:

Schon beim ersten Besuch hatten mich die facettenreiche Landschaft und die idyllischen Orte an Italiens größtem See begeistert. In der Tat variiert die Topografie des Gardasees auf eine geradezu dramatische Weise. Im Süden säumen sanfte Hügel die Ufer, während das nördliche Ufer von steilen Klippen geprägt ist.

An diesen felsigen Hängen wurden Dörfer errichtet, die über dem See zu schweben scheinen. Der Eindruck verstärkt sich besonders dann, wenn sich früh am Morgen ein feiner Nebel über den Gardasee legt. In meinem Reisebericht nehme ich euch mit an den Gardasee und auf eine sportliche Radtour durch diese atemberaubende Landschaft.

Allgemeines zum Gardasee

Entstanden ist der Gardasee während der Eiszeit, als gewaltige Gletscher ein Bassin formten und praktischerweise gleich mit Wasser füllten. Italiens größter See liegt im Südbereich von Südtirol. Ab Malcesine verläuft eine unsichtbare Grenze quer durch das Gewässer, denn die südlichen Ufer gehören im Westen zur Lombardei und gegenüber zu Venetien.

Eine Radtour um den Gardasee könnt ihr übrigens das ganze Jahr über unternehmen, denn trotz der Berge und der nördlichen Lage, herrscht in dem Talkessel immer ein zumindest frühlingshaftes Klima. Das nahe Mittelmeer sorgt für angenehme Temperaturen, auch im Winter, und die Gebirgszüge schützen vor den kalten Nordwinden.

Wer am Gardasee Winter mit Schnee erleben will, muss die Seilbahn in Malcesine nutzen. Diese führt in die Gipfelregion des Monte Baldo, der spätestens ab Mitte Dezember ein passables Wintersportgebiet für Familien ist.

Unsere Leseempfehlung für alle, die vom Gardasee nicht genug bekommen: Reisetipps für den Gardasee

Von Malcesine den Gardasee erkunden

Ich wählte für mich den beliebten Badeort Malcesine als Basis aus. Der Grund: Mit der majestätischen Scaligerburg, dem Wandergebiet, dem Monte Baldo und der extravaganten Möglichkeiten zum Windsurfen bietet Malcesine viele Attraktionen. Zudem könnt ihr von hier aus ganz einfach andere Städte und Dörfer am See erreichen; entweder mit dem Bus oder mit einem der Passagierschiffe, die im Linienverkehr die Anlegestellen an allen Ufern anlaufen. Dabei könnt ihr auch Fahrräder mitnehmen.

Ich habe mir im Ort eine kleine aber hübsche Pension ausgesucht, deren Wirtin Anny eigentlich aus Kurfar in Südtirol stammt. Genau die richtige Unterkunft für sportliche Ferien, denn neben der eher mediterranen venetischen Küche gab es abends auch Tiroler Spezialitäten; von deftigen Knödelgerichten bis zum herzhaften Eintopf.

Egal ob ihr sportlich aktiv sein wollt, oder euch durch die kulinarischen Spezialitäten des Gardasees schlemmen wollt: Auf 5vorFlug.de findet jeder das richtige Hotel für seinen Gardasee-Urlaub.

Gleich am ersten Morgen nach meiner Ankunft nahm ich mein Mountainbike und nutze die dritte fahrradfreundliche Beförderungsmöglichkeit: die Seilbahn. Die Bergstation auf dem Monte Baldo liegt knapp 500 Meter unterhalb des Gipfels. Mehrere Routen sind für Wanderer und auch für Mountainbiker ausgewiesen.

Auf Geröllstrecken geht es um das Bergmassiv oder in Serpentinen talwärts, wobei euch einige Abschnitte rasante Downhill-Abenteuer bescheren. Zudem gibt es unterwegs Aussichtspunkte, an denen man einfach anhalten muss, denn das Panorama aus Bergketten und dem riesigen See ist schlicht atemberaubend.

monte baldo

Bei einem Bummel durch den Ort solltet ihr natürlich auch das Wahrzeichen besichtigen. Die Scaligerburg ist ein aufwendiger Umbau einer Wehranlage, die 568 durch die Langobarden errichtet wurde. Besonders stolz sind die Einwohner auf einen berühmten Dichter, dessen Büste in der Burg und zudem am Hafen aufgestellt ist.

Johann Wolfgang von Goethe besuchte während seiner Italienischen Reise Malcesine und wurde kurzzeitig sogar verhaftet. Ein wohl etwas übereifriger Polizist hatte den weltbekannten Dramaturgen dabei beobachtet, wie er die Burganlage in seinem Reisetagebuch skizzierte und Spionage gemutmaßt. Ich habe hier ein paar Erinnerungsfotos gemacht, ohne anschließend verhört zu werden und mir danach in einem Straßenlokal eine kleine Karaffe Chiaretto, die Rose-Variante des Bardolino, gegönnt.

Der Gardasee ist übrigens eine beliebte Region für Agriturismo. Was es damit auf sich hat, könnt ihr in unserem Blogbeitrag über Agriturismo in Italien nachlesen.

Das lebhafte südliche Ostufer des Gardasees

Die erste Tour mit meinem Fahrrad führte mich durch Brenzone, wo ich eigentlich die Grotta Tanella besichtigen wollte, mich dann aber doch dagegen entschied, nach Bardolino. In Brenzone braucht ihr nämlich etwas Zeit, denn der Weg dorthin dauert rund 1h und die Führung noch einmal 2h. Auf dem Weg nach Garda kommt ihr u.a. an dem auf Familienspaß ausgerichteten Jungle Adventure Park vorbei.

Nach gut 25 Kilometern erreichte ich schließlich den kleinen Ort. Ihm hat der See seinen Namen und die romantischen Zitronengärten zu verdanken. Diese wurden vor Jahrhunderten angelegt und sind teilweise öffentlich zugänglich. Ein Spaziergang in einem solch lauschigen Zitrushain ist ein die Sinne berauschendes Erlebnis. Selbst im Frühjahr, wenn noch keine Früchte an den Bäumen reifen, ist der Duft betörend.

Bardolino ist der wohl bekannteste Ort am Gardasee, denn der leckere Wein der Gemeinde wird in alle Welt exportiert. Bardolino ist Italien wie man es sich vorstellt: mediterran und überaus lebhaft, insbesondere an den lauschigen Abenden. Dann sind neben den Restaurants und Weinstuben auch die Geschäfte noch geöffnet, was euch einen späten Einkaufsbummel ermöglicht.

Ich fand das Weinmuseum sehr interessant, in dem ich mich so lange aufhielt, dass ich zur Rückfahrt den Bus nutzen musste und nicht mehr mit dem Fahrrad fahren konnte.

Unser Lesetipp: Der Gardasee gilt als eine der beliebtesten Sehenswürdigkeiten in Italien. Welche Sehenswürdigkeiten in Italien sonst noch sehenswert sind, verraten wir euch in diesem Blogbeitrag.

Malcesine sportlich erleben

Am nächsten Tag locke mich schon in der Früh der See, denn für Windsurfer lohnt es sich, früh aufzustehen. Im Norden tritt nämlich noch vor Sonnenaufgang der Wind Pelér auf, der auch als Vento bekannt ist. Er weht beständig Richtung Süden und manchmal so stark, dass ihr bequem und schnell auf dem Surfbrett zum Südufer segeln könnt.

Für die Rückreise sorgt das Pendant, der Wind Ora. Dieser setzt so pünktlich gegen Mittag ein, dass man beinahe die Uhr danach stellen kann. Es ist ein unvergesslicher Spaß, sich von diesen kräftigen Strömungen über den Gletschersee transportieren zu lassen. Sie sind wie ein kostenloses Ticket für eine Gardasee-Rundfahrt.

Gardasee Windsurfer

Ich bekam während meiner Fahrt unerwarteten Besuch von oben, denn das Wasser wird als Landepiste für Gleitschirmflieger genutzt. Diese starten 1.700 Meter höher auf dem Monte Baldo auch zu Sicherheitslehrgängen, bei denen Notlandungen geübt werden.

Literarischer Gardasee

Ich war erstaunt, als meine Wirtin mir erzählt hat, welche Dichter und Schriftsteller ihre Spuren in der Gardasee-Region hinterlassen haben. Die nächsten Tage verbrachte ich in den Orten, die von diesen berühmten Poeten so geschätzt wurden. Mit den Passagierschiffen gestaltet sich eine solch literarische Rundreise überaus bequem.

Die erste Tour hatte Sirmione zum Ziel, von dem bereits in vorchristlicher Zeit der römische Dichter und Politiker Catull schwärmte. Die Gemeinde nimmt eine schmale, weit in den See ragende Landzunge ein und ist mit ihrem mittelalterlichen Charme inklusive Burg und Stadtmauern ein beliebter Ferienort.

Sirmione an Gardasee in Italien

Außerdem findet ihr hier die bedeutendste antike Stätte der Römer in Norditalien. Als die Ruinen des damaligen Kurbads freigelegt wurden, glaubten die Entdecker, natürliche Höhlen gefunden zu haben. So erhielten die Grotten des Catull ihren Namen. Nur einen Spaziergang entfernt, ist ein modernes Bad entstanden, denn vor Sirmione treten tief im See heiße Quellen aus. Deren mineralhaltiges Wasser speist die Therme Sirmione, so wie schon die römischen Bäder vor über 2.000 Jahren.

Die berühmte Opernsängerin Maria Callas und zuvor Johann Wolfgang von Goethe ließen sich von dem heißen Heilwasser verwöhnen. 1921 schrieb Ezra Pound an James Joyce aus einem noch immer existierenden Hotel mit rosa Mauern: „Lieber Joyce, ich möchte, dass du eine Woche hier bei mir verbringst. Sirmione ist eine Reise wert – wir beide, Catull und ich können es garantieren!“

Gardasee

Mit dem Rad sind die rund 30 Kilometer ins nördliche Salò das reine Vergnügen. Von den sanften Hügeln der Südufer fahrt ihr in die atemberaubende Bergwelt der Lombardei und in eine venezianisch anmutende Stadt, deren Uferpromenade die wohl schönste am See ist. Der englische Poet Alfred Tennyson ließ sich von dieser Landschaft inspirieren, die ihm viel Anregung für seine weltberühmten Werke bescherte.

Der nächste Ausflug führte mich ins nördliche Gardone Riviera, der Heimat des Il Vittoriale degli Italiani, des ehemaligen Hauses des Dichters Gabriele D’Annunzio. Von hier beschert euch eine Fahrt über Gargnano und Limone sul Garda eine einzigartige Panoramastrecke, an der etliche Punkte eine spektakuläre Aussicht auf den Gardasee erlauben.

Limone

In Limone sul Garda solltet ihr unbedingt das Gewächshaus Limonaia del Castèl besuchen. Der an einem Steilhang in Terrassen angelegte Zitronengarten ist einer der stimmungsvollsten Plätze der Seeregion und im Museum erfahrt ihr interessante sowie amüsante Fakten zu den Nutzgärten.

Julias Balkon in Verona in Italien

Literaturliebhaber aufgepasst: Nur wenige Kilometer vom Gardasee entfernt befindet sich Verona, die Stadt in der Romeo und Julia sich verliebt haben. Was ihr neben Julias berühmten Balkon dort besichtigen solltet, verraten wir euch in unserem Blogbeitrag über die besten Sehenswürdigkeiten in Verona.

Abenteuerlicher Gardasee

Die steile Klippe am westlichen Nordufer ist als Punta Riva del Garda bekannt, der zum gleichnamigen Ort im Trentino gehört. Dieser zeigt sich beschaulich und ruhig zwischen Bergen und dem See. Er ist ideal, um die Natur für Abenteuer zu nutzen. Während am Gardasee Windsurfen und Segeln angeboten werden, erwartet euch kaum 3km nördlich die Cascata Grotta Varone.

Die teils sehr enge Schlucht ist mit ihrem Wildbach zum Rafting geeignet. Auch ein Picknick gleich neben dem mächtigen Wasserfall bietet sich an. Canyoning ist hier ebenfalls sehr beliebt und es werden geführte Touren angeboten. Kletterer finden an den Kliffen bis zu 60m hohe Herausforderungen und das auch im Winter. In der Schlucht tritt regelmäßig Frost auf, weshalb von Januar bis März Eisklettern an den Kaskaden und an den Steilwänden möglich ist.

►►►Kletter-Fans aufgepasst! Besonders empfehlen können wir euch die historische Gipfeltour am Cima Capi! Diese Tour ist so toll, dass sie sogar Teil unserer ultimativen Reise-Bucketlist für Kletterer ist.

 

Ein erholsamer Urlaub am Gardasee geht zu Ende

Ich habe meine Rückfahrt gut erholt und voller neuer Eindrücke angetreten. In Torbole habe ich noch einen kurzen Zwischenstopp gemacht, denn Goethe hat über den Ort geschrieben, die Aussicht sei „ein kostbares Schauspiel“. In der Tat ist das Panorama mit dem Monte Baldo zur einen und den Bergketten zur anderen Seite des Gardasees ein atemberaubender Anblick, der meinen sportlich-entspannten Urlaub am Gardasee perfekt abgerundet hat.

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